Wir sind am Freitag morgen zu fuenft losgefahren: John, Valentin, Ich und Motty mit seiner Freundin Loreen. Der erste Eindruck war erstmal: wow, was fuer eine alte und perfekt erhaltene Stadt! Es gibt keine Autostrassen in der Altstadt, sondern nur enge Gassen, von denen die wenigen, die einigermassen geradeaus fuehren, auch noch komplett als Basare genutzt werden.
typische Gasse im christlichen Viertel |
Die Grenzen innerhalb der Stadt sind de4utlich zu spueren. Nur in den christlichen und juedischen Vierteln sieht man Frauen ohne Kopftuecher und Maedchen, die auf der Strasse spielen. Und da, wo Juden Haeuser in den arabischen Vierteln gebaut haben (oft unter widerrechtlicher Aneignung und ruecksichtslosem Abriss der alten Haeuser) markieren sie diese Enklaven mit einem Meer aus israelischen Flaggen.
clevere Werbung auf dem Shuq |
kunstvolle Inszenierung auf dem Shuq |
soll bloede Touris anlocken. Hat funktioniert. |
Alltag oder Terrorcamp? |
Loreen wusste natuerlich, wo man die besten Fallafel essen kann! |
Allgegenwaertig ist natuerlich die Religion. Hier ist der Kontrast zu Tel Aviv einfach absolut. Orthodoxe Juden, Muslime, oft mit Gebetsketten, verschleierte Frauen (keine Burkas!), orthodoxe, roemische, armenische Moenche, Nonnen, und dazwischen sandalenbewehrte Pilger aus aller Herren Laender. Man koennte Seiten ueber Seiten darueber schreiben!
Motty ist observanter Jude (d.h. er befolgt die Gebote, ist aber kein Ultraorthodoxer) und wir haben nahtlos an unseren tiefen interreligioesen Dialog von vor vier Jahren anknuepfen koennen. Wir waren natuerlich an der Klagemauer und haben dort gebetet, und dann sind wir ein Stueck der Via Dolorosa gefolgt und haben die Grabeskirche besucht. Ich haette nicht gedacht, dass mich dieser Ort so packen wuerde, sogar trotz der Pilgerscharen..
Die Kapelle ueber dem Golgotha-Felsen |
Nach der Fruehmesse im Grab bin ich dann durch die stillen Gassen geschlendert. Auch etwas ganz besonderes. Der Kontrast zu tagsueber koennte kaum groesser sein.
Die Stadt war total menschenleer. Bis auf den alten Mann, der offenbar die allgegenwaertigen Katzen fuettert und frierenden Pilgern heissen Tee verkauft (uebrigens den besten, den ich je getrunken habe - zumindest subjektiv!)
Auf dem Weg zur Stadt hinaus traf ein eine Gruppe russischer Pilgerinnen die offenbar ihre Gruppe verloren hatten und auch sonst "totally lost" waren. Auch wenn wir kein einziges gemeinsames Wort sprachen, konnte ich Sie zur Grabeskirche bringen wo Sie ihre Gruppe fanden. Spaeter, als ich vor der Dormitio ein paar Postkarten schrieb, tauchten Sie auf einmal wieder auf, dankten mir ueberschwaenglich und schenkten mir russische Schokolade - voll nett :)
Auf dem Oelberg wollte ich den Sonnenaufgang beobachten. Doch es war sehr diesig, und dazu noch kalt und windig. Brrr. Aber es wurde schnell besser, wenn auch sehr bewoelkt. Ich ging auf der Stadtmauer um die Stadt, besuchte verschiedene Kirchen (am Sahabt ist der Tempelberg leider geschlossen (da immer wieder Steine von oben auf die betenden Juden geworfen wurden..)), ass Oliven und Baklava und verschwelgte so den Tag.
Mein Stuetzpunkt fuer die Erkundung der Stadt war das oesterreichische Hospiz, eine Pilgerherberge und Oase der Ruhe mitten im arabischen Viertel mit einem echten Wiener Kaffeehaus und einer gandiosen Aussicht vom Dach.
Hier traf ich mich spaeter auch mit David, Seminarist aus Mainz und Farbenbruder der gerade im Rahmen des Propaedeutikums zwei Monate im Heiligen Land verbringt. Wir kennen uns aus Bonn, wo er vier Monate ein Praktikum bei der Bischofskonferenz gemacht hat und freuten uns sehr ueber den Zufall, der uns an diesem Ort zusammengefuerht hatte (facebook sei Dank..). Da ja schon Sonntag war und ich daher nicht mehr fasten musste, sind wir im armenischen Viertel dann noch ein Bier trinken gegangen, bevor ich wieder zurueck nach Tel Aviv musste (Bars gibts in der gesamten Altstadt nicht. Aber wir haben ein huebsches Lokal gefunden wo wir gemuetlich sitzen konnten).
Heute waren wir dann Valles Tante besuchen in Herzliya, die dort eine Keramikkuensterlin ist und uns in ihrem urigen Kuenstlerhaus bewirtet hat. Valle wird ein paar Tage dort bleiben, und ich fahre morgen nach Tabgha!
Das naechste Mal melde ich mich dann wohl von dort! Bis bald!