Donnerstag, 27. November 2008

Ein ganz normaler Fruehlingstag

Gestern habe ich mal eine ruhige Kugel geschoben, d.h. ich war nicht in der Casita, sondern habe versucht nützliche Sachen zu tun. Naja, erstmal aufstehen. Schwierig genug. Also so gegen 11, zusammen mit Franko, der seinen letzten Schultag hatte (Franko hat Schule immer nur Nachmittags bis ca. 18.00). Mittagessen, klar. Gottseidank gabs was "leichtes": Panierten Fisch mit Kartoffelpüree. Immerhin, könnte schlimmeres Essen geben bei 38° "sensacion termica", also gefühlte Temperatur laut der Fernsehauskunft. Das ist sogar für echte Argentinier im Frühling ein bisschen zu warm, und äußern Unmut gemeinhin mit allgemeiner Inaktivität, die nur gelegentlich von einem wehleidigen "Que Calor!" unterbrochen wird. Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Immerhin wurde Bronko gebadet, was er natürlich gar nicht toll fand - anders als wir, die wir uns an seinem wehleidigen Hundeblick ergötzen konnten und auch das viele Wasser fanden wir ganz erfrischend. Danach habe ich dann etwas Spanisch geübt, d.h. vor allem Vokabeln, indem ich Abenteuerbücher für Kinder lese und dabei die unbekannten Vokabeln sammle und zu Karteikarten verarbeite. Im Moment bearbeite ich die "Odysee" - wenigstens ein bisschen Studium.. :rolleyes: Gut, ich mache hier immerhin auch ein Gitarrenstudium, in dem ich immerhin schon bei Guns'n'Roses angekommen bin. Also alles Sachen mit wenig Bewegung. Trotzdem ist es heiß.

Gut, dass ich jetzt endlich die Ultimative Erfrischung kennengelernt habe: Dereré, eine Mate-Variante aus Paraguay, in der sie den Yerba nicht mit heißem Wasser aufgießen, sondern mit eiskaltem Saft. Hmmmmmmm!

Abends habe ich dann Weihnachtskarten geschrieben (so frueh habe ich sonst noch nichtmal an Weihnachten GEDACHT!) - und bekam dabei Gesellschaft von dieser freundlichen Dame, die ihr auf dem Foto anbei sehen könnt. Sie war allerdings nicht ganz so groß wie sie auf dem Foto aussieht, sondern nur ca. 5cm oder so. Aber ich find das Foto toll, und so könnt ihrs auch bewundern.
Tjoa. Nach dem Abendessen habe ich dann noch lange mit Franco und Silvia gequatscht. Die Tischgespräche sind irgendwie besser, seit Marta nicht mehr hier, sondern immernoch in Corrientes ist - und keiner weiß, wie lange noch. Am Ende habe ich mit Franco bis 2 Uhr Nachts gesessen und gequatscht und philosophiert - der Junge ist echt ein Wunderkind. Das hat das Aufstehen heute natürlich wieder nicht einfacher gemacht. Naja. Morgen und übermorgen raff ich mich wohl nochmal in die Casita auf, bevor ich die nächste Woche dann bei Sergio in der Gemeinde verbringen werde.

Achja, übrigens hat man mir meine Sportschuhe aus dem Garten geklaut, wo sie zum Auslüften standen. Es ist nur nicht sicher, obs ein Hund oder ein Mensch war. Ärgerlich ists auf jeden Fall, denn die waren ECHT und auch echt gut. Schade.

ps: ja mama, ich geh bald zum Friseur........ Ratschlaege von Sachkundigen werden uebrigens immer gern angenommen.

Sonntag, 23. November 2008

Uruguay-Trp Pt 2: The party goes on

Jo, weiter gehts.
Wo war ich stehen geblieben? Richtig, Montevideo. Wir trafen also diese beiden brBrasilianerinnen im Bus von Colonia nach Montevideo, und es war wirklich super lustig. Rachel und Samantha sind Halbschwestern und auf einem Kurzurlaub durch Uruguay, und sind ansonsten mehr oder weniger genau so, wie man sich Brasilianerinnen vorstellt: Lustig, laut, immer in Bewegung, tanzen bis der Arzt kommt und chronisch leicht bekleidet. Leider haben wir die ganze Zeit Fotos mir ihren Kameras gemacht, so dass ich ein Foto nachliefern muss, wenn ich sie bekomme. Auf jeden Fall super nette Maedels mit denen wir ein bisschen Bummeln waren und dann abends trinken und tanzen - zum Schluss sind wir uebrigens im "El Pony Pisador" gelandet, was gebildetete Leser schon jetzt als das "Tanzende Pony" aus dem Herrn der Ringe erkennen - hey, das ist doch mal was: man besucht Uruguay und landet in Mittelerde :)
War ein toller Abend bzw. Nacht, und wirklich schade dass die beiden am naechsten Tag in den Osten von Uruguay weitergerreist sind.
Montevideo ist ansonsten eine wirklich huebsche Stadt, auf einer Halbinsel gelegen erinnert es ein bisschen an Valetta auf Malta (wers kennt..), insofern dass man auf einer Kreuzung stehen und auf beiden Seiten das Meer sehen kann. Mir kam es viel sauberer vor als BA, und ich habe mich auch irgendwie sicherer gefuehlt. Generell schien mir Uruguay ein bisschen wohlhabender zu sein als Argentinien.. weniger (teilweise gar keine) Gitter vor den Fenster, die Laeden vielfaeltiger und moderner, die Industrie besser organisiert. Aber das ist wirklich nur ein Eindruck.
Am Freitag sind James und Ich dann endlich an den ersten richtigen Strand meines Suedamerika-Aufenthalts gefahren, der zwar recht staedtisch gelegen und ein bisschen windig, aber nichtsdestotrotz wunderschoen und herrlich leer war. Wir haben ausgiebig Frisbee gespielt, uns gesonnt und sind dann am Strand nach Mdeo zurueckspaziert, vorbei an zahlreichen Kitesurfern.. ich glaub das muss ich hier auch unbedingt noch machen. Da im Osten noch viel schoenere Straende sind, waere das tatsaechlich gar nicht so dumm und ganz sicher lohnenswert... wenn ich mir den Stress mit den Faehren nochmal antue - denn nicht nur die HIN-, sondern auch die RUECKfahrt entpuppte sich als echte Herausforderung. Ich hatte mich fuer die 0.15 Faehre entschieden, die um 8.30 morgens in Tigre angekommen waere, war also nach einem Abschiedsessen mit James puenktlich per Taxi am Busbahnhof - und durfte feststellen, dass die Faehre, auf dem Hinweg nur spaerlichst besetzt, jetzt ausgebucht war. Tja, mierda. Zurueck zu James ins Hotel konnte ich auch nicht, da meine fast-letzten Pesos Uruguayos fuer das Taxi draufgegangen waren. Tada. Ich habe also dann eine Faehre fuer morgens frueh gebucht, die natuerlich teurer war (gut, 31 statt 22 Euro.. echt nicht die Welt hier) und es mir auf den besagten Sesseln bequem gemacht, bis ich irgendwann beim Beine vertreten das Internetcafe gefunden habe und meine Zeit nutzen konnte um euch ein paar erste Eindruecke zu schicken.
Wer denkt, dass mit besteigen des Zubringerbusses zur Faehre die Abenteuer vorbei waeren, irrt sich natuerlich. Auch wenn es weniger mein Abenteuer war, sondern das einer bekannten Murga-(son Trommeltanz)-Formation, deren Sondergepaeck beim Verladen auf die Faehre irgendwie (und unbemerkt!!) in den Rio de la Plate geplumst ist, sich dort schoen verteilte, und das Hafenpersonal ne Menge Zeit kostete bis alles wieder herausgefischt war.
Ich kam also gerade noch puenktlich zur Kommunionfeier um 18 Uhr in unserer Capilla wieder zu Hause an, und danach wiederum gings noch zu einem Geburtstag von einem Maedel aus Padua, das nicht zu meinem Geburtstag kommen konnte und mich im Gegenzug deshalb zu ihrem Geburtstag eingeladen hat. Das war auch wieder eine richtig tolle Feier, auf der wirklich stundenlang getanzt wurde - und ich am Ende ueberraschend zum besten Taenzer gekuehrt wurde! Gut, der Preis wurde sicherlich mit etwas Wohlwollen und mehr mit Blick auf das Engagement als auf die Faehigkeit vergeben, aber ganz so schlecht scheine ich wirklich nicht gewesen zu sein, denn den Preis fuer die groesste Laecherlichkeit ging an zwei andere *gg*
Ihr seht - ich schlag mich ganz gut.
Vielen Dank fuer das viele Schulterklopfen :)
ciao!

Samstag, 22. November 2008

Uruguay-Trip Teil 1 - Odysee ueber den Rio de la Plata

Also fangen wir mal ganz vorne an: Dabei, dass ich um Mittwoch Morgen um 6 Uhr in Moreno haette sein muessen um mich mit Thomas und Franzi zu treffen, aber natuerlich meinen Wecker ausgeschaltet und weitergeschlafen habe (Ich koennte zu meiner Verteidigung anfuehren, dass wir Besuch von Roberto und seiner Familie hatten, die, obwohl mitten in der Woche, bis 2 Uhr geblieben sind, tu ich aber nicht). Gut. Ich bin also mit einer Stunde Verspaetung hinter Thomas und Franzi hergereist nach Tigre, einem beschaulichen Hafenvorort von BA, von dem die guenstigste - aber auch langsamte - Uruguayfaehre um 8.30 ablegt. Da ich auch ueberhaupt keine Ahnung hatte, wie ich wohin kommen sollte (Franzi waere das Mastermind gewesen), war das schon eine Herausforderung. Lange Rede kurzer Sinn: Hat natuerlich nicht geklappt, die Faehre war weg. Tja.
Und hoert bitte auf, so daemlich zu grinsen: Wenn ihr jetzt einen Schlaganfall erleidet, muesst ihr euer Leben lang so rumlaufen.

Ich wollte aber auf jeden Fall nach Uruguay (nicht nur, um ein neues 3-Monats-Argentinien-Visum zu bekommen), also bin ich nach BA aufgebrochen, wo ich per Internetcafe eine viel schnellere (und kaum teurere) Faehre fuer 11.30 lokalisiert hatte. Haette auch geklappt, wenn sich nicht irgendein Honk auf die Schienen vor meinen Zug geschmissen haette. Mit verschiedenen Collectivos und einem anderen Zug war ich natuerlich zu spaet in BA. Tja. Blieben nur noch die dreimalsoteuren Buquebus-Faehren - nein danke. Dann lieber zurueck nach Tigre, wo um 16.30 eine andere Faehre nach Uruguay ging. Bis dahin bin ich dann in BA rumgestreunt, habe erfolglos einen Lonely-Planet-Guide gesuchthabe viele wirklich schoene Orte gesehen die ich noch nicht kannte, wirklich viele nette Menschen getroffen (Fabian, den Strassenkehrer, Gaby, die Jurastudentin... und viele andere hilfsbereite und nette Menschen). Wegen all diesen Menschen mit denen ich mehr oder weniger lange gequatscht habe, haette ich dann auch fast wieder meine Faehre in Tigre verpasst. Mann, leute, da hatte ich echt Angst. Ich mein.. ob ich das hier reingeschrieben haette.... ich weiss nicht. Ich glaube da haette sogar ich mich zu sehr geschaemt ^^
Gut, hat ja geklappt. Ich war also auf dem Weg nach Uruguay, allerdings nicht nach Montevideo wie Franzi und Thomas, sondern ich habe mich spontan entschieden, schon in Carmelo, wo die Faehre anlegen und die Mdeo-Reisenden in einen Bus umgeladen werden wuerden, auszusteigen und die Nacht zu verbringen - denn in Mdeo waere ich erst sehr spaet angekommen und das erschien mir Zeitverschwendung. Dann lieber den Abend in Carmelo nutzen. Das war auch so ziemlich die Beste Entscheidung die ich treffen konnte wie sich herausstellte, denn ich traf James, der, klar, Englaender ist, aber die Selbstbezeichnung "Waliser" verwendet, da in Argentinien sich noch viele Menschen an den Krieg um die Falkland-Inseln erinnern und Englaendern gegenueber nicht immer freundlich gesinnt sind. James ist 30, spielt Ultimate-Frisbee und hat Windparks in der Nordsee gebaut, und haut jetzt nach einigen Jahren arbeiten sein Geld mit Reisen auf den Kopf. Zum Beispiel in Carmelo, einem ruhigen aber sehr huebschen Staedtchen im Delta. Und da ER stolzer Besitzer eines Lonely-Planet ist, den ICH in BA erfolglos gesucht habe, hatte er auch viel bessere Infos was man wo machen koennte usw.

Donnerstag morgen sind wir dann nach Colonia aufgebrochen, einer Stadt auf dem Weg nach Montevideo, wo wir ein hervorragendes Picknick mit Kaese, Oliven, Brot und Wein auf den Felsen am seltsam-braunen-und-gar-nicht-blauen-Meer genossen haben. Exellent.
Im Bus nach Montevideo haben wir dann zwei Brasilianerinnen kennengelernt, die uns in ihr Hotel mitgenommen haben (also.. zum Wohnen jetzt), das naemlich ein echter Geheimtip ist. Alt, gross, stylisch und billig, mit Wohnzimmern auf den Fluren. Genial.
So, mehr gibts aus BA, ich bin hier naemlich grade um 6 Uhr morgens am Busterminal von Mdeo, von wo ich jetzt gleich nach BA zurueckreise. Warum es 6 Uhr morgens ist und ich die Nacht hier auf diesen mies-unbequemen Flughafensesseln verbracht habe, erklaere ich dann auch...
ciao!

Freitag, 21. November 2008

Gruesse aus Uruguay!


Hallo Leute!


Ganz kurz aus dem Internetcafe, in dem ich grad ne Faehre fuer die Rueckfahrt suche: Schoene Gruesse aus Uruguay! Genauer gesagt aus Montevideo, wo ich nach 3 Tagen Odysee gelandet bin.

Ich wollte eigentlich mit Thomas und Franzi hier unterwegs sein, habe aber natuerlich meine Faehre verpasst (ja, lacht nur..) und so hat sich alles ueber den Haufen geworfen - aber auch wunderbar wieder zusammengefuegt. Waren echt tolle Tage hier, und jetzt gehts noch an den Strand (super Wetter!!), Frisbee spielen mit James, der aus England kommt und das tatsaechlich professionell macht. Das wird ein Spass :)

Bald mehr aus BA!

Montag, 17. November 2008

Geburtstagsfeier und Firmung: Ein festliches Wochenende

Kurz zu meiner Geburtstagsfete: Es waren zwar weniger Leute da als erhofft (Abends und Nachts ist es auch für echte Argentinier ein Problem unterwegs zu sein), die Location viel(!) zu groß, die Getränke anfangs noch warm (da die Servidores ihren Kühlschrank viel zu niedrig eingestellt hatten, und wir zur Rettung des Abends Eiswürfel in 5kg-Beuteln gekauft haben um die Kühlung zu unterstützen), der Musikgeschmack ziemlich uneinheitlich (von System of a Down über Folklore bis Cumbia, ne Art R'n'B auf argentinisch, wurde alles gewollt) und dann hats auch noch angefangen zu schütten - aber wir haben uns mit lustigen Spielen über Wasser gehalten, leckere Sachen gegessen, viel gequatscht und gelacht. Und so bin ich nach exakt 12 Stunden Fete (gut, da ist jetzt auch noch das Aufräumen drin) um 8 Uhr morgens zufrieden ins Bett gefallen. Als coolstes Geschenk ist wohl noch eine Anime-Zeichnung von mir in meinem Larp-dress zu erwähnen, die Melisa (die Kunststudentin) für mich gemacht hat - cool, oder? 8)
Den Großteil des Samstags habe ich dann damit verbracht, Karten für 'meine' Firmlinge zu basteln, die ich auch tatsächlich fertig bekommen habe - und die, wie ich finde, auch recht gelungen sind. Naja, Eigenlob ist glaube ich keine der sieben Gaben des heiligen Geistes, welche die Jugendlichen dann gestern empfangen haben, als sie in der Pfarrkirche von San Antonio de Padua von Bischof Fernando-Maria gefirmt wurden. Eine schöne Feier, mit einer Predigt die knallhart mit der Gesellschaft ins Gericht gegangen ist: Aufhänger war eine bekannte Werbung: "Was wirklich wichtig ist: Bier", die er umgedrehte indem er aus "cerveca" "cabeza" machte, was Kopf bedeutet und als Gegenentwurf zur Schnell-Alles-Einfach-Haben-Wollen-und-auch-noch-glauben-dass-das-funktioniert-Gesellschaft ausgedeutet wurde, flankiert von einer Auslegung des Talente-Gleichnisses hin auf die Verantwortung jedes einzelnen für diese Gesellschaft. Wirklich gut. Danach haben alle Firmlinge der Capilla Lourdes zusammen mit ihren Familien im Salon von Lourdes gefeiert, was auch wirklich nett war und als heimlichen Höhepunkt meine Darbietung von "Über den Wolken" hatte *gg*

Joa, das wars schon. So gehts auch.
Was diese Woche ansteht, ist noch nicht so ganz klar. Vielleicht gehts nach Uruguay (mein Visum läuft ja bald ab), ansonsten nach BA Weihnachtskarten kaufen und mich mit ein paar Leuten treffen. Am Sonntag könnte ich dann vielleicht meine Woche in der Gemeinde von Sergio beginnen.. wird sich alles zeigen.
Machts gut!

Freitag, 14. November 2008

Mein Geburtstag - heiter bis sonnig

Hallo liebe Freunde!
Ich schreibe euch erst jetzt, da ich gestern nur eine Stunde Zeit hatte fürs Internetten - und die hat gerade mal gereicht, um Googlemail aufzurufen, die Studivz-Benachrichtigungen zu löschen und eine Handvoll Mails zu LESEN die im Postfach waren..... denn die Maschine ist einfach sowas von zerstört, dass sogar ein Runterscrollen glatt eine Minute gedauert hat. Da ihr alle wisst, was ich für ein ungeduldiger Mensch bin, könnt ihr euch vorstellen wie es mir geht, alle die sicherlich ultra-netten Nachrichten und Pinnwandeinträge (und Grusskartenfreunde-Karten) auf dem Server zu haben und sie nicht lesen zu können. Das ist HART, sag ich euch. Trotzdem möchte ich mich jetzt schon bei allen bedanken die an mich gedacht haben - und weil ich weiß, dass ich ein miserabler Geburtstagsmerker bin, möchte ich HIER und JETZT, HEUTE und FÜR ALLE ZEITEN mich bei allen entschuldigen, deren Geburtstage ich in den letzten zweieinhalb Monaten und überhaupt verpasst, vercheckt, vergessen habe - all eure guten Wünsche mögen hundertfach auf euch zurückkommen!! (...und die schlechten natürlich auch ;P)
Ich weiß gar nicht warum ich so tolle Freunde hab. Ihr fehlt mir alle sehr und so gut es mir hier auch geht, freue ich mich schon riesig euch alle wiederzusehen! Heute abend werde ich auf euch alle trinken, und zu euren Ehren vielleicht sowas auflegen wie "Auf Gute Freunde" von den Onkelz (sagt was ihr wollt, ich mag den Song), "Times Like These" von den Foo Fighters, "Paradise City" von Guns n'Roses oder "Won't Forget These Days" von Fury in the Slaughterhouse. Denn Thomas und ich haben für heute abend eine kleine Feier organisiert, zu der wir einfach alle Leute eingeladen haben die uns so einfielen, und sind immerhin auf 40-50 Menschen gekommen (die wir auch da haben wollten).
Denn gestern, also an meinem eigentlichen Geburtstag, habe ich eher eine ruhige Kugel geschoben. Einen Moment lang sah es eh fast so aus, als ob mein Geburtstag ins Wasser fallen würde, denn Mittwoch ist ein naher Verwandter von Marta und Silvia gestorben, wenn ich das richtig Verstanden habe der Bruder ihres verstorbenen Mannes, also Silvias Onkel, der auch ihr Patenonkel war. Gut, Marta ist also dann am Mittwoch noch nach Corrientes aufgebrochen, und das hieß für mich erstmal: Kein Marta-Festessen :(. Marta und Franco haben aber um Mitternacht extra ein Ständchen für mich gesungen und mir auch ein paar Kleinigkeiten geschenkt, z.B. einen Jeansshorts. Den Tag habe ich dann vor allem damit verbracht, das herrliche Wetter zu genießen. D.h. aufstehen, Frühstück mit Milch und Obst im Garten in der wunderbaren Frühlingssonne, mit zu Hause telefonieren, Truco spielen mit Franco, bissl lesen (Abenteuergeschichten auf Spanisch für Kinder zwischen 7 und 12 *g*) Gitarre und ... üben, ein Spiel das die Straßenkinder oft spielen, und das eine Art Geschicklichkeitswettbewerb mit 5 Steinen ist. Den Nachmittag war ich dann ganz alleine, da Franco in der Schule, Silvia irgendwie irgendwas einkaufen und Marta ja in Corrientes ist. Also habe ich mich in die Sonne gelegt (brav eingecremt übrigens) bis ich die Hitze nicht mehr ausgehalten habe, und mich dann unter dem frischen Gartenschlauch geduscht. Mann Leute, das ist Luxus!
Um vier ist dann Thomas vorbeigekommen, wir haben gequatscht und dann Gaseosas, Bier und Snacks für morgen eingekauft. Für 25l Bier, 30l Gaseosa, Chips, Schinken-Käse-Toasts, Kekse haben wir nur erfreuliche 50 Euro bezahlt.. auch wenn wir etwas suchen mussten, bis wir einen Supermarkt gefunden hatten, der die Gaseosaflaschen auch im 8er-Pack anbietet und bei dem man den Pfand für die Bierflaschen auch in bar wiederbekommt, und nicht in Lebensmittelgutscheinen. Kästen haben wir nirgendwo bekommen, sondern mussten alle Flaschen einzeln transportieren. Die spinnen echt, die Argentinier. Nachdem ich dann vergeblich versucht hatte, eure vielen Nachrichten zu lesen, gab es dann noch ein leckeres Essen und "Bad Boys 2". Ihr seht - nichts besonderes.

Aber das Wochenende wird ordentlich gerockt 8)
Ciao, Muchacos!

Montag, 10. November 2008

Nachtrag: Zur US-Wahl und Halloween

Klar, wichtige Sache. Hat hier nur irgendwie niemand so richtig interessiert. Auch wenn das Fernsehen pflichtbewusst Sondersendungen mit Liveberichterstattung usw schaltete, scheint es den gemeinen Mann doch eher kalt gelassen zu haben, wer da jetzt bald die Welt regiert.. nur dass es vielleicht ein "Morocho" sein könnte, was ein eher unfreundliches Wort für Nege..ähh .. Schwarz.. uhmm.. Mitbürger..äh..-In mit öh Migrationshintergrund äh nein differierender Hautfarbe - naja jedenfalls nicht politisch korrekt ist, aber Martas Lieblingswort für Obama.Die US-Wahl schien eher die Angelegenheit von wenigen zu sein, genau wie übrigens Halloween, wofür man zwar in den Geschäften auch supertolle Plastikkostüme kaufen kann, sonst aber nicht viel von mitbekommt. Auch mal schön. Dafür berücksichtigt das Fernsehen den Tag der deutschen Einheit mit einer ausführlichen Dokumentation zum Mauerfall. Schön, dass es auch noch andere Deutschlandbilder als Hitler, das Oktoberfest und Tokio-Hotel gibt :)

Skulpturen, Franziskaner, Firmlinge - ein volles Wochenende

Die Woche an sich war wieder relativ ereignisarm.. gut, am Montag habe ich am Council Financial der Capilla teilgenommen, was mir Anlass und Informationen zu einem kleinen Exkurs über das Gemeindeleben hier gab. Ganz profan war ich dabei, weil wir dort zum anschliessenden Essen eingeladen waren, denn der Rat tagt normalerweise bei uns, und jetzt wollten sich Robertos Eltern (u know, der beste Freund von Franko, der Irre *fg*) mal revangieren. Die leben in einem Barrio nebenan, allerdings in einem viel schlichteren Haus.. das in Deutschland eher eine Art Scheune wäre: D.h. ein großer ALLzweckraum, von dem alle anderen Zimmer abgetrennt sind. Da aber mit Backsteinen errichtet (und innen unverputzt) hat das ganze irgendwie Charme. Bin ja mal auf die Behausungen in Marcoz Paz (die Gemeinde von Pater Sergio) gespannt.In der Casita genieße ich das tägliche Schwimmen im herrlich kühlen Pool, denn inzwischen ist es täglich um die 30° warm, und das wird wohl auch so bleiben. In Deutschland würden wir das Hochsommer nennen - hier ist es Hochfrühling. So ein bisschen Angst vor dem Sommer hab ich ja schon... oder hab ich das schonmal gesagt? Am Donnerstag habe ich Silvia beim renovieren des Wohnzimmers geholfen, d.h. ich habe mit Schmirgelpapier die Wand für die neue Farbe präpariert. Zumindest einen Teil. Haben noch ne Menge vor uns, aber bis Weihnachten sind wir hoffentlich fertig - das ist das Ziel. Am Samstag war ich in Capital, wo mich Melisa, die Kunst studiert, durch das Museo de Bellas Artes (diesmal das richtig Große) geschleift hat, was sich aber auch wirklich gelohnt hat. Im Original gibt es dort zum Beispiel die bekannte Skulptur "Der Kuss" von Rodin. Leider durfte man keine Fotos machen :(Jede Menge andere Skulpturen zum fotografieren gab es dafür ein paar Meter weiter im berühmten "Friedhof Rekoletta", der mich von der Atmosphäre her ein bisschen an den Berg der Kreuze in Litauen erinnert hat (wer ihn nicht kennt, siehe Webalbum), denn auch wenn er stets gut besucht ist, ist man in den vielen kleinen Gassen und Gängen schnell alleine, zwischen viel Stein, Tod und Stille. Es gibt große Gräber, kleine Gräber, moderne und antike, prächtige und schlichte, blumengeschmückte und vergessene, und manche mit mehr und manche mit weniger gutem Geschmack.. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, nicht nur weil zwischen dem Museum und dem "Cementerio" eine große und wirklich lohnenswerte Feria liegt :)
Nachdem wir dann ein bisschen im Centro Cultural ein bisschen gechillt und am Hard-Rock-Cafe vorbeigeschlendert sind, waren wir noch bei einem Treffen der Franziskander-Jugend in der Franziskanerbasilika in BA, zu dem mich die Freires eingeladen hatten und ich war einfach neugierig, was da wohl für Leute hinkommen würden, und ob die auch so schräg sein würden wie die Freires, die ich schon kenne. Viele waren es, und alle anderen zumindest auch sehr nett. Nach Kennenlernen, Gruppentalks (deren Ergebnisse übrigens in Sketchform präsentiert werden mussten, auch mal was anderes) und einem (stilechten) Taizegebet mit vielen Impulsen wurden wir dann zu zwei ausgesandt in die Straßen von Buenos Aires, um eine halbe Stunde lang Jesus zu suchen :)Eine tolle Aufgabe, das muss ich mir unbedingt merken. Ich hab ihn übrigens nicht persönlich getroffen, falls es jemand interessiert. Aber ein paar seiner Botschafter hab ich gesehen, die seine Liebe völlig selbstlos an die verteilen, die sie vielleicht am meisten brauchen.... na, was hab ich gesehen? 8)Und so ging ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Gestern war dann noch eine "Convivencia" der Jugendlichen, die nächsten Sonntag zur Konfirmation gehen, d.h. es gab wieder Katechesen, Gruppentalks, was Kreatives mit Ton und das ganze mit Spielen, Essen, und jeder Menge kalter Gaseosa unterfüttert und einer Messe abgerundet. Das ganze stand in etwa unter dem Thema "Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft", in dem Sinne, dass die Reflexion über das Jahr der Vorbereitung und der Ausblick auf das Jahr nach der Konfirmation im Mittelpunkt standen. A propos Mittelpunkt: Da stand ich auch, ziemlich alleine zunächst, als ich die versammelten Jugendliche, Katecheten und Freires zu einem lustigen Spiel nötigen wollte - ich habe tatsächlich 5 Minuten gebraucht, um die Argentinier dazu zu bringen, alle einen Kreis zu bilden. Ob die wohl Angst davor hatten, was der irre Deutsche wohl mit ihnen anstellen würde..? Dabei habe ich nur das lustige Lied "Making melodies in my heart" gesungen (na, wer kennts), und mit den entsprechenden Gesten begleitet. Und es ist passiert, was ich nie vermutet hätte - nämlich dass den Argentiniern es so peinlich ist, ein bisschen lächerlich rumzuhampeln, dass nach ein paar Runden fast alle vor Lachen oder Scham raus waren. Lustig war es trotzdem, und für irre halten mich jetzt endgültig alle - denn ich habs bis zum "Tounge out!" durchgezogen 8)
Ein schöner Tag, vor allem die Gemeinschaft der Jugendlichen ist wirklich erstaunlich - wenn man bedenkt, dass sie sich bisher nur vom Retiro (vor ca. einem Monat, ihr erinnert euch) kennen, und diese Firmvorbereitung so ziemlich das erste ist, was die Capilla Lourdes mit ihrer Mutterpfarrei Padua (die mit ca. 10 Quadras wirklich NAH ist) zusammen macht. Hier hat sich aber in den letzten Jahren auch viel bewegt wie mir scheint - mehr dazu im Exkurs zur Gemeinde, den ich allerdings erst morgen schreiben werde, heute ist es zu spät. Ciao!

Sonntag, 2. November 2008

Botanische und sonstige Ausfluege

Erstmal was anderes: Ich war gestern das erste Mal ein bisschen krank. Hatte wohl ein bisschen zu viel casita-Wasser geschlürft, und deshalb ein bisschen Durchfall -_- Werde das in Zukunft etwas vorsichtiger genießen, obwohl die eigentlich auch einen tiefen Brunnen haben, so dass das eigentlich kein grundsätzliches Problem sein dürfte. Man darf hier nur dem Wasser aus dem städtischen Leitungsnetz nicht trauen. Das ist total verchlort, und ich bin mir ziemlich sicher, dass man sich auch den Aufwand Schermetalle o.Ä. rauszufiltern spart. Wenn man sich aber anschaut, was die hier alles in die Erde kippen (und ja die Kanalisation ganzer Stadtviertel aus nichts anderem als Gräben am Straßenrand besteht!), hat man da auch irgendwie ein komisches Gefühl bei. Mir wurde allerdings von verschiedenen - durchaus sachkundigen - Seiten versichert, dass in 100m Tiefe das Wasser IMMER absolut keimfrei sei, und auch 70m (wie hier im Haus) für einen Brunnen eine sehr gute Tiefe seien. Naja. Aber da ich ja genug Medikamente für ein kleines Krankenhaus mit- und ich mich brav geschont habe, gehts mir heute wieder fast gut.
Vielleicht lag es aber auch an den Früchten der botanischen Sensation, die ich hier entdeckt habe: Den BROMBEERBAUM! Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, sind die Früchte fast identisch, auch wenn sie Geschmacklich eher in Richtung Kirsche gehen. Und es fehlen die Dornen, und es ist halt ein Baum. Ich werde versuchen, einen Ableger mitzubringen.
Tjoa. Abgesehen von der Charismatischen Messe war ich dann am Samstag bei Sergio in seiner Pfarrei in Marcos Paz um wie versprochen seine Jugendgruppe zu besuchen. Es war auch wirklich lustig, wir haben Fussball und Volleyball gespielt und ich habe beim Cola kaufen mal wieder erstaunt die großen Preisunterschiede innerhalb Argentiniens zur Kenntnis genommen. Viele Preise scheinen unmittelbar von der Kaufkraft der anwohnenden Bevölkerung abzuhängen, so kriegt man dort im Barrio zwei 1,5l Flaschen Coca-Cola für 5 Peso... also etwa 1,10€. In Capital kriegt man dafür nichtmal ein Glas. Wir waren zusammen in der Messe, und haben danach im Pfarrhaus gechillt, Musik gehört oder selber gemacht.. über Lieblingsfilme philosophiert und über Tokio Hotel gelästert *fg*, irgendwann Pizza bestellt und uns dann irgendwann aufgemacht alle nach Hause zu bringen die noch da waren. In der Messe hatte Sergio spontan angekündigt, dass ich ja bald eine Woche im Barrio leben würde, und ich musste erklären wo ich herkomme, was ich hier mache usw. Da mein Spanisch auf wunderbare Weise aber irgendwie doch jeden Tag ein bisschen besser wird (was mir auch oft schulterklopfend gesagt wird), war das auch überhaupt kein Problem 8) Zumindest haben alle beteuert, wirklich alles verstanden zu haben.. Hm.
Gut, das wärs. Heute ist noch in Padua ein Treffen aller Katecheten weil es ja jetzt auf die Zielgerade zur Firmung geht, aber noch ein letztes Großtreffen vorbereitet werden muss (das nächsten Sonntag ist), Fragen zum Ablauf, zur Beichte usw geklärt werden müssen. Schaunwama, ich freue mich auf jeden Fall die ganzen Vögel wiederzusehen :)

Und euch auch ;)
Ciao!

Exkurs: Charismatische Messe - Christus, der Rockstar der Armen und Alten

Am Freitag haben mich Silvia und David (ein anderer Jugendlicher aus der Gemeinde) in eine Charismatische Messe eingeladen - ich hatte allerdings geäußert sowas auf jeden Fall mal genießen zu wollen - oder sagen wir, verfolgen. Denn so ganz zu 100% identifizieren konnte ich mich nicht, auch wenn es auf keinen Fall abschreckend oder so war. Es Sind auch nicht alle in Trance verfallen oder ohnmächtig geworden (gut, eine. BUMM lag sie da. Dafür standen aber scheinbar Menschen in blauen Leibchen in jedem Gang... scheint doch öfter vorzukommen).


Zuerst mal muss man, um Missverständnissen vorzubeugen, sagen, dass ich bei einer KATHOLISCHEN Charismatikermesse war, und vielleicht deshalb alles nicht so extrem war wie mans aus dem Fernsehen oder von "Borat" kennt. Die Kirche, in der die Messe stattfand, war die erste richtig große Kirche die ich hier gesehen habe, und ich fand sie auch sehr hübsch. Nebendran ist eine Salesianerabtei und eine Schule. Und eine Missionarsschule, ja, denn die Gemeinde ist die Zentrale der Charismatischen Erneuerung Argentiniens. So waren die immerhin 350-400 Leute, die zur Messe waren, wohl noch wenig, da aber am Samstag eine große Wallfahrt mit zigtausend Charismatikern und dem Bischof stattfindet, leicht zu erklären. Auch Charismatiker müssen sich offenbar zweieinhalb Stunden Extase nicht jeden Tag geben. Auch mal ne Info. Gut, zur Sache.

Eine Charismatikermesse unterscheidet sich nicht sehr von einer ganz normalen Messe, denn der Messritus ist für alle Katholiken überall auf der Welt verbindlich - und da achtet der Vatikan sehr drauf, und auch für Charismatiker gibts da keine Ausnahmen. Was anders ist, ist die Gestaltung der einzelnen Elemente, und teilweise gibt es Erweiterungen. So werden alle Erst-Charismatiker aufgefordert, sich per Handhebung zu erkennen zu geben, so dass alle um ihn herum ihn knuddeln und willkommen heißen können. Oder das Kyrie ist viel weiter entfaltet: In einem sehr meditativen Teil knien sich alle hin, während das Erbamen Gottes erfleht wird für alle die da sind, mit ihren Sorgen, Nöten und Sünden. Wenn man sich die Funktion des Kyrie in der Messe klarmacht - nämlich das "Ankommen" in der Kirche, in der Gemeinde, bei Gott - und dann mit dem häufigen Abhaken in einer normalen Gemeindemesse vergleicht, macht das auch durchaus "Sinn". Die Messe war auch viel "organischer", in dem Sinne dass Gesang und Gebet oft ineinander übergingen oder identisch waren, nicht so wie in manchen Messe, dass einfach irgendwas gesungen wird, nein, hier wurde immer ganz klar auf den Text in den Liedern eingegangen, die oft auch Liedrufartig-Taizehaft kurz und einfach, dabei aber oft mit einem Karnevals-Volksmusikartigen Rhytmus unterlegt waren... strange. Zum Beispiel gab es einen Liedruf, ca. "alles ist möglich mit Christus, er ist meine Stärke" in dem Sinne - ihr wisst ja, ich und Texte merken.. naja. Nach einigen Durchgängen änderte der Priester dann den Text in "deine Stärke" und dann wurde sich gegenseitig "bestärkt", mit einer Umarmung, Schulterklopfen o.Ä. Generell gab es viel Bewegung, Klatschen, das typische Händeheben, aber auch sehr viel Berührung, viele haben sich umarmt, gesegnet, usw. Ein anderer Ritus, der mir sehr gefallen hat, war ein Segensgebet über die Kollekte, die jeder in seiner Faust hochhielt, während der Priester Gott um Früchte für das Opfer bat.
Denn ein Opfer war es wohl auch für viele, die dort waren. Auch wenn mein ungeübtes Auge Feria-Kleidung nicht von echter Markenware unterscheiden kann, schienen mir doch sehr viele ärmere und einfachere Leute in der Kirche zu sein, wie immer vor allem ältere Frauen, aber auch Cartoneros, junge Mütter und Frauen. Sehr viele hatten auch Fotos ihrer Kinder, Familien, sonstwem dabei und vor sich auf der Bank liegen. Sehr viele haben auch geweint. Generell schienen mir das Leute zu sein, die es im Leben nicht gerade leicht haben oder hatten. Für manche wäre aber auch sicherlich das Etikett "psychisch labil" angemessen. Auch nach der Messe blieben viele noch da, um zu beten, die Heiligenfiguren oder den Altar zu berühren, sich segnen zu lassen (z.B. von dem alten Mann dort auf dem Foto, der kein Wort sagte sondern die Leute einfach nur anstarrte. Ob der sich wohl für einen Wunderheiler hält..? Naja. Die lange Schlange der Wartenden ist leider nicht drauf), beichten oder sich gegenseitig in den Arm zu nehmen.

Und da stellt sich natürlich die Frage, was von der ganzen Veranstaltung zu halten ist. Ich glaube, das ist schon in Ordnung so. Ich finde es gut, dass auch so etwas in unserer Kirche seinen Platz hat. (Ein Platz der zweifellos - und da können wir sicher sein - vom Vatikan genau abgesteckt und genau im Auge behalten wird. Hier zeigt sich für mich die große Integrierende aber auch Korrigierende Kraft, die der Vatikan immernoch hat, aber das ist ein anderes Kapitel..) Mir haben auch einige Riten gut gefallen. Dass Neue begrüßt werden, ist sicherlich nicht in jeder Gemeinde sinnvoll umzusetzen, aber man sollte auf jeden Fall nach Wegen suchen Besuchern oder Nach-langer-Zeit-mal-wieder-in-der-Kirche-Seinenden mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch den Ritus der Kollektesegnung halte ich für eine sehr schöne Sache, die man z.B. hervorragend am Caritassonntag o.Ä. machen könnte, um dem "Opfer" - das es für viele hier auch wirklich ist - Aufmerksamkeit und Respekt zu zollen.
Ganz ehrlich habe ich aber einige Mal gedacht: Diese armen, sorgengebeugten, sicherlich oft ein bisschen durchgeknallten Vögel wollen die Kirche erneuern..? Ist das nicht eher gefährlich, wenn wir diese Irren auf die ganz normalen Leute loslassen? So kriegen wir doch keine neuen Leute in die Kirche, wenn wir ein Sammelbecken für Psychisch Kranke werden.
Aber dann fragte ich mich: Warum nicht? Ich mein, dafür ist die Kirche doch da, oder nicht? Für die Armen, für die Einsamen, für die Kranken, die Ausgestoßenen. Und die produziert unsere Gesellschaft heute in Legion, denn reicht nicht schon ein seltsamer Tick, ein Schielen, ja manchmal nicht schon einfach Fettleibigkeit aus, um "raus" zu sein? Außen vor? Wie könnten wir sie abweisen? Und diese Menschen sehnen sich nunmal nach Freude (Gloria al Senor! Immer wieder fast frenetischer Applaus), nach Nähe, nach Berührung und nach Halt - nach den Dingen die sie so wenig haben in ihrem Leben. Wer wären wir, ihnen das zu verwähren?

Ich werde zwar auch sicherlich der Charismatischen Erneuerung nicht gerecht, sie sämtlich als Emotionale Krüppel abzustempeln, aber mal ganz im Ernst: Hier gibt es viele Hochglanzprospekte von Evangelischen Kirchen mit Hübschen Leuten und Familienidyll - und übrigens alle immer Tiptop im Anzug: Nur in die Katholische Kirche geht man mehr oder wenige in Alltagsklamotten oder Sklipnot-Shirt! WIR sind hier die coolen und lässigen!! - Müssten wir nicht Prospekte mit genau diesen Menschen aus der Kirche vom "Sagrada Corazon de Jesus" machen? Denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Und ich nehme mich auch nicht aus den von denen, die von einer Kirche träumen, die auch eine Gemeinschaft der Starken und Gesunden ist, der Intelligenten und Lustigen - aber wie glaubwürdig ist eine Kirche, die das Evangelium Christi verkündigen will, aber sich der eigentlichen Adressaten schämt? Müssten sie nicht unser Stolz sein..?