Mittwoch, 22. August 2012

Cusco und Machu Picchu!

Ich werde mich wieder mal sehr kurz fassen muessen. Die Eindruecke der letzten Tage sind einfach zu vielfaeltig. Zum einen gaebe es viel von Cusco zu erzaehlen, der alten Inka-Hauptstadt.  

Zum anderen vom vier-Tages-Trek zum sagenumwobenen Machu Picchu - doch der Reihe nach. 

Cuscos Altstadt ist kompett zum Weltkulturerbe erklaert, und es gibt viele schoene koloniale Bauten und  viel spanisches Flair!
Diese Altstadt ist jedoch zu grossen Teilen auf der alten Inka-Haupstadt  mit ihren Tempeln und Palaesten erbaut, von denen jedoch nur noch die Grundmauern zu sehen sind. Diese sind jedoch ein Zeugnis fuer die Qualitaet ihrer Bauwerke, denn die spanischen Bauten, die auf ihnen gebaut wurden, wurden im Laufe der Zeit schon dreimal von schweren Erdbeben zerstoert. 
Dieses spannungsreiche Ueber- und Nebeneinander wird sehr gut von der neuen Inka-Statue auf dem Marktplatz ausgedrueckt. Sein Arm weist nach oben, zur Sonne, die ja eine wichtige Inka-Gottheit war. Wenn man genau hinschaut, kann man jedoch auch feststellen, dass sein Arm ziemlich genau zur grossen Christusstatue (eine Rio-Kopie) weist, also gleichzeitig auch schon Christus als neue Sonne ankuendigt.

Waehrend die anderen (ich war ja immernoch mit den Cruxlern unterwegs) nach und durch Machu Picchu hetzten, machte ich mich auf eine Bustour durch das Heilige Tal auf. 

Die Tour war ein bisschen von allem: ein bisschen Folklore...
 
..einen Vorgeschmack auf Machu Picchu (hier die Ruinen von Pisac)..


..und grandiose Landschaften, hier das heilige Tal in der Abenddaemmerung.

Nicht zu vergessen die super Leute, wie diese zwei Argentinierinnen, und besonders Adrian (New York) und Philip (Oesterreich) mit denen ich abends noch laaaange Essen und trinken (natuerlich, ihr ahnt es schon, hatten wir viel zu diskutieren ;))
Nachdem ich die Cruxler verabschiedet hatte (sie mussten schon zurueck nach Lima um ihren Flug zu erwischen) ging es fuer mich erst richtig los:

Am Anfang ging es nochmal richtig weit rauf. Von fast 5000m ging es rapide abwaerts, und zwar per Fahrrad. Sehr spassig, durch Serpentinen, Schotter und ueberschwemmte Strassen. 3000 Hoehenmeter in zwei Stunden, quasi der "El Choro" Trek in Zeitlupe (ihr erinnert euch?).
Nachmittags stand dann Rafting auf dem Plan (Stufe 3), was auch wieder richtig Spass gemacht hat. Dieser actionreiche Tag hat wirklich gut getan :)

Am zweiten Tag ging es dann zu Fuss durch das Heilige Tal  richtig Machu Picchu. Unsere Fuehrer zeigten uns jede Menge Pflanzen. Hier wachsen wirklich an allen Ecken wilde Bananen, Mangos, Papayas, Ananas - und wenn sie reif sind, sind sie nochmal unheimlich viel schmackhafter als unsere Containergereiften Importe!
Aber nicht nur Fruechte, auch allemoeglichen Heil- und Nutzpflanzen wurden uns vorgefuhert, wie auf diesem Foto eine Pflanze, die einen natuerlichen Sonnenschutz bietet (bitter noetig!) und mit der man auch sonst viel Spass haben kann.

Spass kann man auch mit den Affen haben, die hier auf vielen Hoefen als Haustiere gehalten werden - wenn wohl auch eher als Touristenattraktion. 

Wie der Choro blieb auch dieser Inkaweg nicht lange im bequemen Tal, sondern schwang sich bald in luftige Hoehen. 

Eine Wanderung als wirkliches Abenteuer mit Nervenklitzel - in Deutschland undenkbar. 
Immer bergiger, immer tropischer.

Wie gut, dass es Mittags Haengematten zum Ausspannen gab :) 

Am vierten Tag ging es dann ganz frueh (4.00!) hoch nach Machu Picchu um den Sonnenaufgang zu erleben. Leider fehlten die mystischen Nebelschwaden im Tal, aber es war trotzdem schoen.

Viel beeindruckender (meiner Meinung nach) als die Ruinen ist die Lage auf einem Bergkamm, der von zwei steilen Gipfeln begrenzt und auf drei Seiten vom Heiligen Fluss Urubamba umtost wird (sieht von 400m weiter oben ganz friedlich aus..)

Tatsaechlich gibt es jedoch auch viele Touristen, die von diesen Ueberresten einer Inkaherrscher-Winterresidenz ein spirituelles Erlebnis erwarten und der alten Inka-Energie nachspueren. Bizarr. 

Immer wieder spannend ist jedoch die Verbindung von natuerlichem Stein und der Architektur der Stadt. 

Diesen Ausblick geniessen sogar die Rasenmaeherlamas ab und zu ganz gerne. 
Fazit: Rundum gelungene Tage. Ganz tolle Leute, ganz tolle Landschaften, ganz tolle Ruinen und eine ganz tolle, volle Zeit. Natuerlich war das alles nicht ganz unanstrengend, so dass ich meine letzten Tage hier gerne an irgendeinem Strand verbringen moechte. Donnerstag geht es zurueck, und das ist OK so.

Ich freue mich auch schon wieder auf zu Hause! Bis bald :)

Mittwoch, 15. August 2012

Aufbruch von Lima nach Arequipa und Cusco

 Liebe Leser,

Ich schreibe euch inzwischen aus Cusco, der beruehmten Inkastadt, und muss mich dafuer entschuldigen, so lange nichts von mir gehoert haben zu lassen.

Bevor wir zu unserer Rundreise durch Peru aufbrachen, sind unsere Bauarbeiten in Lima wenistens zu einem vorlaeufigen Abschluss gekommen, der darin besteht, in unsere muehsam ausgehobenen Graeben die Wasserleitung gelegt und die Graeben wieder verfuellt zu haben. 
Es war teilweise echt eine Schinderei, und mit der Leitung fuer das Abwasser sind wir auch nicht fertig geworden, aber es hat sich gelohnt, auch weil durch unser Beispiel viele Peruaner motiviert wurden, ins Projekt einzusteigen.
 Besonders gefreut hat mich, dass Stefan und Anna, die ich, wie ihr euch erinnert, in Copacabana kennengelernt hatte, ein paar Tage nach Lima gekommen sind um mitzuhelfen. Klasse! Die beiden zieht es jetzt nordwaerts nach Kolumbien. Viel Glueck! Auf Wiedersehen in Deutschland J
 Nach einem letzten Stadtbummel und vielen Abschieden mussten wir Lima dann den Ruecken kehren, selbstverstaendlich nicht ohne zuvor die Kathedrale besichtigt zu haben (wir hatten die Besichtigung aufgeschoben, bis wir sie schliesslich kostenlos bekommen haben ;)). Das beeindruckendste an diesem Bauwerk ist tatsaechlich sein Innenleben. Sie ist in den tragenden Teilen komplett aus Holz gebaut! Eine Lehre aus den zahlreichen Erdbebenschaeden.

Dann war es endgueltig Zeit, dieser lauten, bunten und konstant nebligen Metropole den Ruecken zu kehren. Ein paar letzte Impressionen:



 Erste Station auf der Reise war dann Arequipa, die so genannte weisse Stadt, denn fast alle Gebaeude ihres Weltkulturerbealtstadtzentrums sind aus vulkanischem Sillar gebaut, einem weissen Stein, der in der Sonne glitzert.


 Hier laesst es sich leben. Ich konnte das erste Mal meine Shorts anziehen, die ich seit einem Monat im Rucksack hatte! Das Wetter war herrlich und passte perfekt zum spanischen Flair der ganzen Stadt. Gleichzeitig liegt Arequipa zwischen hohen, schneebedeckten Vulkanen, die sogar die heimischen Haustiere immer wieder in ihren Bann ziehen.





Ich erbummelte die Stadt mit Peter und Dominic, nach der anstrengenden Nachtbusfahrt fruehstueckten wir vorzueglich und liessen und dann zu einer ersten Verkostung heimischer Brauereierzeugnisse auf einem Balkon der  “Plaza de Armas” nieder.


Wie ueberall in Peru gibt es auch hier herrlich frische Saefte auf den Strassen zu kaufen und jede Menge ueberquellender Souveniershops. Vieles ist ein bisschen touristy, aber trotzdem sympathisch und man merkt kaum, dass hier mehr als eine Millionen Menschen leben. 






 Wir waren in einem Gaestehaus der Franziskaner untergebracht, ein sehr einfaches aber schoenes Haus mit einem fantastischen Ausblick aus der Dusche.

Wir waren auch hier wieder bei einer Familie zum Essen eingeladen – immer wieder schoen und spannend – und wo wir auch eine Messe im Wohnzimmer feiern konnten.


Die suedamerikanische Froemmigkeit treibt jedoch auch hier zahlreiche wuchernde Blueten, so wie dieser kleine Altar zur Verehrung des “Suessen Namens Jesu” in der oertlichen Dominikanerkirche. Naja.




Leider hatten wir nur knapp zwei Tage, diese wirklich wunderschoene Stadt zu geniessen. Dann ging es schon wieder weiter nach Cusco, der alten Hauptstadt des Inkareichs und Sprungbrett fuer tausende Machu Picchu Touristen. Hier trennen sich die Wege von mir und der Crux-Gruppe. Weil ich ein paar Tage spaeter fliege, nehme ich mir ein paar Tage Zeit fuer einen 4-tages-Trek nach Machu Picchu mit Downhill-Mountainbiking, Rafting, Wandern und heissen Quellen. Uebermorgen gehts los, dann hoert ihr sicher wieder von mir! 







Samstag, 4. August 2012

San Juan de Lurigancho

Ich wurde zwar doch nicht vom Busterminal abgeholt (es gibt naehmlich in Lima gar kein zentrales Terminal..) aber auf dem Weg zur mir angegebenen Adresse erfuhr ich vom freundlichen Chauffeur der Busgesellschaft schonmal einiges ueber den Ort, zu dem er mich bringen wuerde.
San Juan de Lurigancho, so der Stadtteilname, ist eins der juengsten, aber auch der aermsten Viertel von Lima. Mehr als eine Millionen Menschen leben hier, womit SJL der groesste Bezirk Suedamerikas ist (oder so). Hier gibt es alleine zwei Dioezesen. In "unserer" ist zur Zeit sogar ein deutscher Bischof an der Spitze.

Der Teil von SJL, in dem wir hier untergebracht sind, gehoert zu den besseren, schon deutlich aufgewerteten Stadtteil..aeh..teilen.
Trotzdem ist es nicht weit bis zu den echten Armenvierteln, in denen sich viele Menschen ansiedelten, die in den 80er Jahren vor den Unruhen und der buergerkriegsaehnlichen Gewalt zwischen Militaer und maoistischen Rebellen vom "Leuchtenden Pfad" geflohen sind.
Unser "Centro de Pastoral San Jose" ist eine Oase der Ruhe in der ungeheuer lauten Stadt. Wir werden liebevoll umsorgt von den Gemeindemitgliedern, die fuer uns kochen und uns auch sonst jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Voll toll :)

Wochentags fahren wir auf die Baustelle, die am Rand von SJL liegt (sozusagen im Neubaugebiet), ein enorm großes Hanggrundstueck, auf dem einmal ein "Centro Espiritual" entstehen soll. Noch ist ausser den groben Erdarbeiten nicht viel zu sehen.

Bisher steht nur eine Kappelle, ein "Hausmeisterhaeuschen" und eine kleine Kueche)
Unser Job besteht darin, eine Wasserleitung vom großen Tank oben am Grundstueck den Hang herunter zu legen. In dem felsigen Untergrund eine nicht immer einfache Aufgabe, um nicht zu sagen: Knochenarbeit. Die andern haben in der letzten Woche, bevor ich zu ihnen stiess, schon enorm viel geleistet und alle sind top motiviert (wenn auch einige durch Magendarmschwierigkeiten niedergestreckt sind).
Das Projekt ist ehrgeizig und wird wohl nur in kleinen Schritten und in viel Eigenarbeit realisiert werden koennen. Infos und eine Animation des fertigen Gelaendes gibt es hier: http://www.santuariosanmartindeporres.org/main.php?K=4031
Da Projekt ist aber hoechst sinnvoll. Es ist unheimlich wichtig, dass vor allem die Jugendlichen hier ab und zu aus ihren aeusserst beengten Wohnverhaeltnissen raus koennen, und das Centro bietet dazu die Moeglichkeit, ohne allzu weit fahren zu muessen. Es lohnt sich wirklich, dass wir hier arbeiten - und unser Beispiel macht einen grossen Eindruck auf die Gemeinden hier.

Ihr seht uebrigens auf den Fotos: Das erste Mal seit Beginn meiner Reise ist der Himmel nicht blau, sondern wir sind in einen konstanten, teilweise beeindrucken undurchsichtigen Dauernebel gehuellt. Da kommen fast Heimatgefuehle auf :)

Auch viele Peruaner helfen mit!
Das Interesse und die Freundlichkeit, mit der man uns begegnet, ist groß. Heute waren wir z.B. zum Essen eingeladen in einer recht gut situierten Familie (die anderen schaemen sich meist ihrer einfachen Verhaeltnisse), was eine schoene Abwechslung zur harten Arbeit auf der Baustelle war. Wir haben insgesamt sechs Stunden in dem Wohnzimmer der Familie verbracht, gesungen, gespielt, pflichtbewusst das uns aufgedraengte Bier getrunken, und Marco (11J) hat uns seinen Lieblingsfilm gezeigt: Resident Evil.
Zwischendurch waren wir noch auf dem Markt, ein paar Zutaten kaufen, bevor endlich das Essen fertig war: Huehnerfusssuppe als Vorspeise, und danach ein unaussprechliches Gericht (ich glaube es war: Pacchamanca), das aus damfgegarten Huehnchen und vielen Gemuesearten bestand und mit den Fingern gegessen wird. Leckerrr!

Am Wochenende werden wir in ein anderes Exerzitienhaus fahren, wo wir auch den Bischof treffen. Naechste Woche gehts dann weiter, dann gehts schon mit den Abwasserleitungen los!