Sonntag, 29. Juli 2012

Fast da

Ich schreibe euch heute aus Puno, das ist direkt hinter der Grenze zu Bolivien in Peru, und warte auf meinen Anschlussbus nach Lima. Ich bin also quasi am Ende meiner (Allein-)Reise und mir bleibt nur noch, euch kurz von dem Tag auf der "Isla del Sol" zu berichten. 

Wir sind fruehmorgens uebergesetzt in einem der zahlreichen Touriboote, und waren nach ca. 2 Stunden endlich am Nordende der Insel angekommen. Nicht, dass es so weit dahin waere, sondern das Boot war einfach nur uuuultra langsam. Der Antrieb kann aus nicht mehr als drei elektrischen Zahnbuersten bestanden haben!

Von der Insel selbst war ich dann etwas enttaeuscht. Dafuer, dass in ihrer Sagenwelt hier Sonne und Mond geboren und die beiden ersten Inka erschaffen wurden, haben sich die Inka irgendwie doch erstaunlich wenig Muehe gegeben, die Insel etwas aufzumotzen. Denn von Natur aus ist sie doch recht unspektakulaer. Klar, viele Buchten, schoene Aussicht, aber kaum Baueme und auch irgendwie sonst nichts. Es war in Ordnung, nur einen Tagesausflug hierhin zu machen, so sind die sicherlich sehenswerten Sonnenauf- und untergaenge hier sicherlich das einzige, was wir verpasst haben. 

German, unser Fuehrer auf Trinkgeld-Basis, hat sich trotzdem sehr viel Muehe gegeben, uns die Geschichte und die Bedeutung der Insel nahezubringen, und es waren in der Tat einige spannende Einblicke in die immernoch lebendige Naturreligion der Andenvoelker, die allerdings in einer froehlichen Symbiose mit dem Katholischen Glauben lebt. Es scheint kein Widerspruch zu sein, Lamas zu opfern (das Herz der Sonne, das Blut dem Mond, der Rest wird verscharrt zur Ehre der Paccha Mama) und Sonntags in die Kirche zu gehen.
German hat uns sogar etwas traditionelle Musik auf seiner Floete vorgespielt. Sehr "inkisch". 

Wir sind also den alten "Pilgerweg der Sonne" ueber die Insel gehetzt, um nach der langen Fuehrung von German unser Rueckboot noch zu erwischen (mit Gegenwind NOCH langsamer!!). Dabei passierten wir auch die Reste von drei Steinboegen, bei denen die alten Pilger damals wohl so etwas wie ihre Suenden beichten mussten. In wohl unabsichtlicher Ironie stehen heute auf diesem Weg an anderen Stellen drei neue Tore, an denen die jeweiligen Inselteile Wegzoll kassieren 8)

Auf dem Rueckweg fiel mir dann noch dieser Tourist auf, der offenbar die schlechte Qualitaet seines Llamapullovers noch nicht mitgekriegt hat. Er sass spaeter bei uns im Boot und putzte sich ohne Wasser die Zaehne. Wir waren uns einig, dass er ein Englaender sein muesse..


Ich war diesmal mit Stefan und Anna unterwegs, einem Paerchen aus frischgebackenen sueddeutschen Architekten. Sehr coole Leute, und ich bin wirklich froh, dass ich sie am Abend vorher auf dem Cerro Calvario getroffen hab. Die beiden machen nach ihrem Studium eine viereinhalbmonatige Reise durch Suedamerika. Zwei Monate haben sie noch. Und vielleicht kommen sie mich in Lima besuchen, mal schaun :)
Ihr Blog ist uebrigens www.rio2bogota.wordpress.com!


Zum Abschluss waren wir dann nochmal Forelle essen. Ist doch echt super hier. Und jetzt verabschiede ich mich nach Lima, wo ich sicher erstmal ein paar Tage keiun Internet haben werde. Bis dann! 



Samstag, 28. Juli 2012

Den Berg runter und wieder zurueck ueber den See

Hi Leute,
ich habs ueberlebt. Wenn auch nur knapp. Und es haette tatsaechlich sehr unangenehm werden koennen, denn am Nachmittag vom ersten Tag des "Choro" wurde ich echt von einer Magen-Darm-Grippe voellig umgehauen. Ich habe mich wirklich mit letzter Kraft ins Camp geschleppt und auf der Stelle geschlafen. Ab und zu haben mir die Guias Tee von irgendwelchen magischen Kraeutern gebracht, bis ich irgendwann kraeftig genug war ins Zelt zu kriechen und bis zum morgen zu schlafen. Ich habe dem hl. Christopherus hier in Copacabana, wo ich inzwischen bin, einen Blumenstrauss aufgestellt, dass ich am naechsten morgen wieder halbwegs in Ordnung war. Und der Trek war auch echt schoen - auch wenn man die meiste Zeit nur auf seine Fuesse achten musste, denn es ging nicht nur auf 3200 wie ich schrieb (kA wie ich darauf kam) sondern auf 1500m runter. Also 3,4km abwaerts - Luftlinie, wohlgemerkt! Denn die Route - theoretisch ganz einfach: einfach dem Flusslauf ins Amazonasbecken folgen - ist fuehrt immer wieder in Seitentaeler hinein, um einen Zufluss uebherqueren zu koennen. Da alle Taeler hier unheimlich steil sind, musste man dazu oft 100m und mehr absteigen - und auf der anderen Seite natuerlich wieder hoch! Ich kann euch sagen, ich bin fix und fertig. Am Abend des dritten Tages konnte ich kaum die Treppen zu meinem Zimmer hochklettern. Trotz Massage.


So sah die Landschaft dann nach einem Tag und 2000m am morgen nach dem Aufbruch aus dem ersten Camp aus.



Trotzdem war es nicht uninteressant, auch auf seine Fuesse zu achten, denn der "Choro" ist ein uralter Weg, der schon vor den Inkas benutzt wurde und von diesen unter enormen logistischem Aufwand befestigt wurde. Nicht mehr alles ist erhalten, aber doch beeindruckend viel.
Leider haben wir wenig Tiere gesehen. Die haeufigsten Tiere waren Schmetterlinge (Wahnsinn: Fast-Kollision mit einem morpho didius! Schock, daher kein Foto) Und Llamas gabs, wenn auch nur am Anfang.



Denn hier leben tatsaechlich auch Menschen, die diesen Weg sogar regelmaessig gehen, z.B. mit ihren Llamaherden nach La Paz. Und alles was sie brauchen, muss zu Fuss oder zu Pferd rangeschafft werden. Sie sind (deswegen?) auch meist sehr arm. Sie bauen Bananen an und Mais, ausserdem verkaufen sie gerechtfertigt-ueberteuerte Getraenke an durstige Touristen.


Unsere Guias haben ihre Sache sehr gut gemacht. Ohne sie haetten wir  wahrscheinlich kaum diese Getraenke kaufen koennen, denn die Menschen auf dem Land sprechen teilweise garnicht oder nur sehr schlecht Spanisch. Die alten Sprachen Aymara und Quechua sind noch lebendig.


Fernsicht vom Plumpsklo.

Leider kamen wir zu spaet in La Paz an, um noch am selben Tag nach Copacabana abzufahren. Also erst am naechsten morgen. Unser Bus musste dafuer ueber eine "Seeenge" (so muss es wohl heissen) geschifft werden, und ich war gar nicht ungluecklich, dass wir dazu aussteigen und nebenher in einem echten Motorboot fahren mussten.

Copacabana ist ein bisschen touristy, aber schick. Es ist ein alter Wallfahrtsort (das Wallfahrtbild hat ein Nachfahre der letzten Inkaherrscher geschnitzt), und hier werden jeden Tag Neu(erworbene)wagen gesegnet (was natuerlich nur funktioniert, wenn sie angemessen mit Plastikblumen geschmueckt sind). Die "Capela de las Velas" ist sehr beeindruckend. Da brennt jetzt auch eine Kerze fuer euch :)

Ausserdem habe ich frisch gefangene Forelle gegessen. Schon was anderes, wenn man seinem Essen beim Sterben zusieht.
Danach habe ich den Sonnenuntergang auf dem "Hausberg" genossen, wo jeden Tag auch viele "sacerdotes andinos" ihre synchretistischen Rituale fuer jedermann anbieten.
Ein durchaus beeindruckender Kreuzweg fuehrt den Berg hinauf - natuerlich liegt dahinter noch ein aehm.. die-sieben-Schmerzen-Mariens-Sahnehaeubchen zum karnevalistisch geschmueckten Schrein.
Trotzdem ist der Ausblick fantastisch und ich habe zwei nette Deutsche (zur Abwechslung) gefunden, mit denen ich morgen die "Isla del Sol" erkunden werde!






Bis bald!

Dienstag, 24. Juli 2012

Von Uyuni nach La Paz

Nachdem wir von der Jeeptour zurueckgekommen waren, haben wir sehr schnell entschlossen, dass uns nichts in Uyuni halten wuerde. Wir gammelten im Café und spielten Truco (DAS argentinische Kartenspiel). Gluecklicherweise hatten wir ein weiteres gemeinsames Reiseziel, naemlich Potosi, wohin wir abends noch abfuhren.

Potosi ist eine Wahnsinnsstadt. Sie ist ein bisschen so wie Valparaiso (siehe letzte Reise), z.B. auch an steilen Haengen gebaut.
Aber Potosi hat viel mehr Geschichte. Es war einst eine der Hauptstaedte des spanischen Kolonialreichs, und ist heute vor allem beruehmt fuer die moerderischen Minen, in denen sich die Arbeiter zu Tode schuften. Es gibt Fuehrungen in diese Minen, in denen man den Arbeitern foermlich beim Verrecken zuschauen kann. Ich habe lange ueberlegt, ob ich an so einer Fuehrung teilnehmen will, die oft von ehemaligen "Mineros" durchgefuehrt wird und mit denen auch die Fonds fuer die Hinterbliebenenen unterstuetzt werden. Als ich mich dazu durchgerungen hatte, war es leider zu spaet.
Irgendwie ist dieser Ernst in Potosi auch zu spuehren. In jedem Winkel pulsiert das Leben, mit Licht und Schatten, Leben uns Tod, Armut und Reichtum. Es ist halt in Bolivien und nicht in Chile, das heisst: noch bunter, noch lauter.


Leider ist das schwer festzuhalten. Die Bolivianer wollen nicht fotografiert werden. Ihre traditionellen Trachten schreien halt danach, aber man kann verstehen, dass sie nicht als Acessoires ihrer Staedte behandelt werden wollen.
Immerhin haben diese zwei Eisfrauen eingewilligt, sie bei ihrer Arbeit zu fotografieren, und auch diese Metzgerin hat sichtlich Spass an ihrer Arbeit (ueberhaupt arbeiten hier meistens die Frauen..).





Trotzdem ging es bald - schweren Herzens - weiter, und zwar direkt nach La Paz, der Regierungsstadt im Nordwesten. Sucre - die konstitutionelle Hauptstadt - musste ich leider ueberspringen. Ein andernmal, ich komme bestimmt zurueck :)
Obwohl wir extra eine hoehere Komfortklasse gewaehlt hatten ("cama"), war die Heizung im Bus kaputt und Lesen ging nur mit Taschenlampe. Nur viele Decken verhinderten den Kaeltetod auf der 11-stuendigen Fahrt. Und Bolivianerinnen koennen mindestens so gut schimpfen wie Italienerinnen.

Dafuer wurde ich hier in La Paz herzlich empfangen. Roman musste ich am Terminal verabschieden (keine Zeit, direkt nach Copacabana), nachdem Ruben und Tine schon von Potosi aus nach Osten (Sucre) abgebogen waren. Ich traf hier Pablo (Foto aus facebook, haben noch keins geschossen), den ich noch aus Argentinien kannte. Er wohnt jetzt hier mit seiner Verlobten.

Mit ihm war ich endlich mal wieder in einer Messe (Charismatische Erneuerung), da bisher ALLE Kirchen auf meinem Weg irgendwie zu waren. Dabei ist die Religioesitaet der Bolivianer sonst an vielen Orten deutlich sichtbar.






La Paz ist unheimlich touristisch. Ueberall gibt es die gleichen Souveniers. Naja, FAST die gleichen. Und das bei meiner Entscheidungsschwaeche. Ihr koennt froh sein, dass ich euch aus lauter Verzweiflung keine Lama-Embryos gekauft habe, die hier auf dem "Hexenmarkt" (fuer Pacha-Mama-Rituale), aber auch an ganz normalen Touri-Staenden angeboten werden (schaetze, um die "Authentizitaet" zu erhoehen). Ueberhaupt gibt es hier viele, viele seltsame und unheimliche Sachen. Die meisten schmecken aber ganz gut, und die seltsame verschrumpelte Kugel (mein Tip: Lamahoden) stellte sich als getrockneter und eingelegter Pfirsisch heraus.. puh :)


Weil ich am Sonntagabend keine Trekking-Gruppe fuer heute mehr gefunden hatte, habe ich einen Tagesausflug gebucht. Es ging zuerst auf den Gipfel des Cachataya (5350m), und danach ins Valle de la Luna. Das macht Lust auf mehr.

Dieses "mehr" gibt es dann morgen. Drei Tage wandern auf dem "Choro". Dieser Trek fuehrt vom Hochland Boliviens hinab ins Amazonasbecken. Immerhin von 4900m auf der Spitze bis runter auf 3200. Ich bin sehr gespannt! 




Freitag, 20. Juli 2012

Nicht ganz ohne Worte

Schoen, wieder in der Zivilisation zu sein. Das gibt mir die Gelegenheit, euch ein paar Bilder hochzuladen, die ich auf der zurueckliegenden 4-Tages-Jeeptour geschossen habe.
Der Trip ging durch ziemlich den gesamten Suedwesten Boliviens. Es war anstregend, erwartungsgemaess wenig komfortabel und uebererwartungsgemaess nachts bitter bitter kalt.



Wir haben echte Geisterstaedte besucht.

Und Geisterstaedte, die eigentlich keine sind.


Bolivien ist nicht nur Wueste. Es gibt recht viel Wasser, nur ist das meiste halt gefroren.


Auch wenn hier weit und breit die Dampfschwaden der heissen Quellen die einzigen Wolken sind, ist der Wind sogar tagsueber eisig.

Suuuper chillige heisse Quellen: Endlich mal warm!

Miefige Geysire.

Die Lagunen haben alle moeglichen Farben, jeweils von verschiedenen Mineralien.

Fancy Felsen.

Zumindest die Flamingos sind anscheinend gesetzestreu.

Hier gibt es jede Menge Flamingos. Und Festfrieren ist tatsaechlich eine gaengige Todesursache.

Hier gibt es sogar noch alte Inka-Friedhoefe.

Auf 4000m Hoehe sind auch kleine Treks von 30min Bergauf schon ein Erfolg.

Sonnenaufgang ueber der Salzwueste, aufgenommen von der beruehmten Isla Incahuasi.

Die Lamas hier sind ZIEMLICH eitel.


Unterm Strich alles ziemlich beeindruckend. Aber lasst euch nicht taeuschen: Zwischen den Bildern liegt auch viel Geruettel auf steinigen Pisten und viel viel eher eintoenige Sand- und Steinwueste. 
Aber auch die Leere hat ja beizeiten etwas fuer sich.