Montag, 29. September 2008
Hilfe, ich wurde überfallen und habe nichts mitgekriegt
Ich möchte zu meiner "Verteidigung" noch auf folgendes Hinweisen: Ich war stocknüchtern (weiß selbst nicht genau, warum), aber es war 6 Uhr morgens. Beim ersten und einzigen abschätzenden Blick auf den Typ der im Weg stand und irgendwie an seinem Hosenbund rumfummelte, habe ich wirklich nur "Perverser, Dealer (die transportieren ihr Zeug nämlich auch gern in der Hose), oder total boracho" gedacht. Dass der Kerl ein Gangster sein könnte, ist mir echt nicht in den Sinn gekommen. (Vielleicht ist aber auch genau das das Problem, und ich halte die Welt insgesamt einfach für viel zu gut..). Ich würde aber jetzt trotzdem mal vermuten, dass, wenn der Typ wirklich ein Gangster gewesen wäre, mich doch die ganze Körpersprache alarmiert hätte, und ich hätte nicht nur einfach etwas benebelte Nervosität im Blick registriert. Der Typ war einfach nicht ..gefährlich! Trotzdem ist das reichlich optimistisch gedacht und mir ist schon klar, dass ich das ganze irgendwo unter der "Wunder"-Kategorie verbuchen muss. Obwohl es tatsächlich auch kein Drama gewesen wäre, ausgeraubt zu werden. Ich hatte kein Handy, keine Kamera, keine Papiere, nur meinen monerero (Münzbeutelchen) mit ca. 15 Peso dabei. Den einzelnen 100-Peso Schein hinten in der Arschtasche hätte ich wahrscheinlich sogar behalten können. Gut, für Astrid wärs ein bissle ärgerlicher gewesen. Aber auch kein Weltuntergang. Denn dass ein Überfall theoretisch immer möglich ist, ist hier schon klar. Ich achte sonst auch wirklich sehr auf meine Umgebung, wenn ich z.B. alleine vom Bahnhof nach Hause unterwegs bin, gehe mal schneller, mal langsamer, biege unterschiedlich ab. Ich bin auf jeden Fall froh und dankbar, dass alles so glücklich gelaufen ist. Und die Chancen stehen gut, dass auch das nächste Mal - wenn es eins geben sollte - alles relativ glimpflich abläuft, denn von den vielen Leuten die Astrid kennt oder von denen sie gehört hat, dass sie ausgeraubt wurden, ist keinem irgendwas passiert. Also: todo bien, und ich hoffe ihr hattet auch ein bisschen Spaß mit der Geschichte, von der ich mich wirklich ernsthaft gefragt habe, ob man sowas überhaupt erzählen kann.. ist schließlich schon etwas strange o_0
Geschlafen habe ich dann auch nicht mehr, da ich um 7 Uhr eh zurückfahren musste weil um 9.30 ein Firmlingswochenende in der örtlichen Franziskanerabtei losging. Die zwei Tage waren aber auch wirklich eine tolle und beeindruckende Erfahrung, die mich (zumindest bis 9 Uhr Abends) jede Müdigkeit vergessen ließ, und ich bin wirklich froh, dass ich dabeigewesen bin. Aber davon ein andern Mal, für heute ist schon wieder genug Buchstabensuppe verschüttet.
Also: Kepp on Kerzen-anzünging
Muchas Gracias Muchachos!
Ciao!
PS: Nur falls es jemand entgangen sein sollte - ich hatte nicht darauf hingewiesen - der letzte Eintrag war wieder ein Doppeleintrag aus Tagebucheintrag und Exkurs.
Freitag, 26. September 2008
Exkurs: Firmgruppenstunden in der Gemeinde Lourdes
Sport ist Mord
Liebes Tagebuch
Ich fühle mich, als hätte mich der 7 Uhr-TBA-Zug überrollt. Dabei habe ich nur ein bisschen Sport in der Casita gemacht. Am Dienstag mit Luis, und zwar eine Stunde Laufen plus Stationen im Grünbereich einer Autobahnausfahrt und einem Park mit Liegestützen, Situps und anderen exotischen Übungen, an die ich zugegeben nicht mehr gewöhnt bin. Trotzdem habe ich mich denke ich ganz gut geschlagen, allerdings war es vielleicht ein Fehler, danach ein bisschen rumzuprollen und zu sagen, ich hätte durchaus noch etwas Energie übrig. Das war auch nicht gelogen, und ich konnte ja nicht ahnen, dass ihn das veranlassen würde, mir den Bücherrucksack zu geben, den er die ganze Zeit trug, und mit mir die letzten 2km mit unregelmäßigen Frosch-hüpfern zurückzulegen... -_- Die wollten dem dicken Deutschen wohl erstmal zeigen wo hier der argentinische Hammer hängt. Danach habe ich mich richtig auf das entspannte Joggen mit Martinano gefreut, das meinem höllischen Muskelkater auch nicht abhelfen konnte. Trotzdem tut mir die Bewegung, denke ich, ganz gut, und der Sprung ins Schwimmbad der Casita (ja, sowas gibts da, ist ganz neu) entschädigt für vieles - auch wenn es heute wohl eher mein Trommelfell beschädigt hat, auf jeden Fall tut es weh. Das mag heute aber schon etwas strapaziert worden sein vom Besuch im "Musikzimmer", wo Elbio den Jungs E-Gitarre und Schlagzeug zum Austoben zur Verfügung stellt. Herr, verzeih ihm, denn er wusste nicht, was er tut. Meinen linken Arm kann ich auch nicht mehr über Schulterhöhe heben, ich weiß aber nicht, warum. Die Rückenschmerzen, die vielleicht von den durchgesessenen Bussitzen kommen könnten, werden auf jeden Fall vom viel zu weichen Bett nicht besser. Und ich habe den ersten Mückenstich des Frühlings. Und weil an der Innenseite des rechten Oberschenkels gelegen, macht er sich nach der ganzen Joggerei auch unangenehm bemerkbar. Ich will hier dein Mitleid nicht, liebes Tagebuch, aber ich bin froh, dass du mir so geduldig zuhörst. Danke.
Werde jetzt gleich nach BA fahren und den Schmerz mit Alkohol ertraenken. ;)
ps: gestern wurde ich übrigens im Supermarkt vom Sicherheitsdienst durchsucht, weil ich mit Rucksack in den Laden gelatscht bin um irgendwas für 50 Centavos zu kaufen um Kleingeld für den Bus zu haben. Das wird hier nämlich nicht so einfach gewechselt, in einem Kiosk wurde mir sogar der Kauf verweigert weil ich beteuerte nicht mit Münzen bezahlen zu können. Gut, ich als Sicherheitsdienst (ich schätze, die Hälfte des BIP Argentiniens wird von Sicherheitsfirmen und Busunternehmen erbracht) hätte einen Rucksack, der von einer Horde Jungs aus der Casita umgeben ist, wohl auch durchsucht. Nichts für ungut.
Mittwoch, 24. September 2008
Nazis und Sprachenstolz in BA und Casita
Da bei Daniel&Co das Internet streikt, schreibe ich heute vom Inet-Cafe, bevor ich zur Arbeit fahre. Ich werde natuerlich zu spaet kommen, aber da ich eh keine festen Zeiten habe, wirds eh niemandem auffallen, und ansonsten kann ich immer noch darauf verweisen, dass heute fuer 24 Stunden keine Zuege fahren in ganz BA (!!!), weil irgendwelche Deppen einen Lokfuehrer umgebracht haben. Es lebe die Kollektivstrafe! Erzittert vor dem Zorn der grossen TBA!! :rolleyes:
Ansonsten macht die Arbeit in der "casita" (ist die Niedlichkeitsform von "casa", d.h. kleine Haus/Häuschen) immernoch viel Spaß, und ich komme mit den Jugendlichen super aus, auch wenn es ein bisschen komisch ist, wenn man dann erfährt, wer z.B. auch Todschlag auf dem Kerbholz hat. Wenn man dann aber miteinander scherzt, spielt, Mate teilt, spielt das keine Rolle, und ich denke das ist auch in Ordnung so. Vielleicht ist es sogar die einzige Möglichkeit, den Jugendlichen den Weg zurück in ein richtiges Leben zu ermöglichen. Vielleicht stelle ich ein paar Jungs mal genauer vor. Erstmal werde ich die Tage mal mit Pater Elbio sprechen, wie meine Arbeit in der Casita in Zukunft aussehen kann. Die Gruppen- und Einzeltherapien sind für mich natürlich leider tabu, aber vielleicht kann ich ein paar regelmäßige Workshops oder Projekte anbieten, denn im Moment besteht meine "Arbeit" vor allem darin, den "operadores", den Hausvorstehern, darin zu unterstützen, die Jugendlichen, die gerade im Haus sind, beim Rumhängen zu beaufsichtigen, d.h. zu quatschen, Musik zu hören und Mate zu trinken, ab und zu Fußball oder Volleyball zu spielen - heute habe ich den Jungs auch das gute alte Kartenspiel 'Durak' beigebracht - oder bei den Mathehausaufgaben zu helfen (auch wenn ich heute bei der Auflösung einer dritten Wurzel echt passen musste.. wüsste das noch wer? Muss ich mich schämen?). Im Moment arbeite ich sozusagen im "Betreuten Rumhängen", und für den Moment ist das auch das Beste weil Kommunikativste, aber mittelfristig will ich auch andere Tätigkeiten haben. Ich bin aber auch sicher, dass sich das finden wird :) Die ganze Einrichtung ist eigentlich auch einen eigenen "Exkurs" wert. Ich werde mal die Kamera mitnehmen und ein paar passende Fotos schießen.
Also bis dann!
Dienstag, 16. September 2008
Das Wochenende war verhältnismäßig ereignislos. Am Freitag waren wir in Quilmes, einer armen Villa in der die Servidores auch eine Gemeinde betreuen. Sie haben sich dort getroffen, um gemeinsam eine Messe zu feiern, Pizza zu essen und zu quatschen. Nachdem ein bisschen Quilmes in Quilmes (harhar) getrunken wurde, wurde auch ein bisschen gesungen und getanzt. Am Samstag war ein Geburtstag, an dem ich viel argentinischen Fingerfood probieren konnte, der aber sonst nicht soo der Burner war. Aber Thomas hatte Spass *g* Hier macht sich langsam der Fruehling bemerkbar, d.h. in der Sonne ists T-Shirt-warm und ueberall kommen die Blueten raus:
Heute war mein erster Arbeitstag, und es freut euch sicher zu hören dass es mir sehr gut gefallen hat. Ich arbeite jetzt bei Pater Elbio, in seiner Einrichtung zur Rehablilitation gefährdeter Jugendlicher, d.h. sowohl Jugendliche von der Straße, straffällig gewordene Jugendliche, Jugendliche mit Drogenproblemen oder einfach aus kaputten Familien - oder oft auch alles zusammen. Demnächst mehr Details und auch Fotos, aber bis ich die Jungs und die Gegend da (die Einrichtung liegt am Rand einer "Villa", d.h einer armen Wohngegend die irgendwann mal illegal errichtet wurde) da wirklich einschätzen kann, lasse ich meine Kamera mal besser zu Hause ;)Ich bin dahin ca. ne Stunde unterwegs, aber wenn ich mir bald ein Fahrrad gekauft haben werde, gehts sicher ein bisschen schneller (und ich mache wenigstens ein bisschen Sport....). Obwohl das mit dem Sport heute auch schon vielversprechend angefangen hat, wir haben nämlich nach dem Essen fast 2 Stunden Volleyball gespielt, was wirklich viel Spaß gemacht hat. Danach habe ich einem Jugendlichen bei seinen Mathe-Hausaufgaben geholfen (einfache Geometrie: Geraden, Parrallelen usw.). Der Ort ist super um die Sprache zu lernen, das habe ich heute schon gemerkt. Natürlich ist das mehr der Straßenslang als "echtes" Castellano, aber das ist mir eigentlich sogar sympathischer. Mein Projekt "Spanisch selber lernen" ist also auf nem ganz guten Weg, auch wenn ich für die Einrichtung da dringend die Imperative lernen muss ^^. A propos Imperative: "Ben" wie mich hier die meisten nennen, ist übrigens auch ein Imperativ, bzw hört sich genau an wie "ven", was wiederum der Imperativ 3. Sg. von "venir" ist, also "KOMM!". Ein beliebter Wortwitz mit meinem Namen ist also verständlicherweise, "Ben, Ven" :rolleyes:
A propos witzig: Hier in "meiner" Familie hier - leider gibt es im Spanischen keine adaequate Übersetzung für "Gastfamilie" - wird auch viel gelacht. Auch nicht nur über mich, wenn ich mal wieder lustige Wörter verwechsle, sondern inzwischen kann ich auch das ein oder andere Witzchen reißen *g*. Für viel Erheiterung habe ich auch gesorgt, als ich Marta gefragt habe, ob ihre Zigaretten auch Schmuggelzigaretten seien wie es das in Deutschland so oft gäbe. Der Anlass war, dass sie nach dem Einkaufen (ich hab ihr die Tasche getragen, habe ja sonst nichts zu tun und fühlte sich wenigstens so an wie Sport..) noch in einen staubigen Hinterhof ("patio") angebogen ist, um Zigaretten zu kaufen. Sah für mich sehr semilegal aus, aber anscheinend gibts hier öfter kleine Kioskos, die einfach im Küchenfenster eröffnet werden. Naja.
ciao!
Mittwoch, 10. September 2008
apologia argentina
Exkurs: La guerra silenciosa - Bahnfahren in BA
Mit diesen Menschen jeden Tag im Zug zu stehen hat mir glaube ich einiges verstehen gelehrt von der Situation, in der viele Menschen hier jeden Tag sind. Wenn an jeder Station aufs neue eine Speerspitze junger Männer einfach Anlauf nimmt und in die offene Abteiltür springt, um alle Menschen drinnen so weit wie möglich zu komprimieren um Platz zu schaffen für die am Bahnsteig wartenden, dann ist das kein freundliches anschubsen, das ist manchmal richtig brutal. In den Gesichtern der Menschen kann man dann vieles sehen: Da gibt es die, die versuchen es mit Humor zu nehmen (aber da frage ich mich immer, wie lange die schon dabei sind). Vielen jungen Frauen ist das Unbehagen über so viel beengte männliche Nähe von der Nasenspitze abzulesen. Da gibt es auch die, die grimmig zurückschubsen, aber es ist meist nur ein kurzes, lautloses Aufbäumen, denn alle wissen: Alle anderen müssen genauso zur Arbeit um ihre Familien durchzubringen, alle anderen sind genauso auf diesen verdammten Zug angewiesen sind – denn andere Möglichkeiten gibt es nicht. Natürlich gibt es die Collectivos, die Busse (die übrigens zum Großteil demselben Unternehmen gehören wie die Züge), aber das ist 1. teurer und 2. platztechnisch kaum besser, weil die Kapazitäten einfach viel kleiner sind. Und Autos können sich die meisten hier nicht leisten. Zumindest keins dass jeden Tag diese lange Strecke nach BA schaffen würde.
Sie stehen quasi im selben Zug. Die gesamte Prozedur vollzieht sich an jeder Station in völliger Lautlosigkeit. Ein lautloser Kampf. Aber es ist ein Kampf, in dem es keine Sieger gibt, und das wissen alle. Und so spiegelt sich in den meisten Gesichtern genau das: Resignation. Frustration. Das erzwungene Hinnehmen der Situation, in dem Wissen, dass jede Äußerung ihrer Frustration die falschen Treffen würde. Das Bahnpersonal, die Wachleute. Aber nicht das Unternehmen, dem der Staat für 10 Jahre die Infrastruktur zu einem Spottpreis zur Verfügung stellt – und das sich natürlich nicht mit übermäßigen Investitionen in eben diese hervortut. Das Unternehmen, für dass es einfach keinen Grund gibt, zusätzliche Züge auf die Gleise zu setzen um dieselbe Anzahl an Menschen zu befördern, die sich ja offensichtlich auch zu 3000 in Zügen für 1000 Menschen wohlfühlen. Und das nach dem gewalttätigen Ausdruck dieser Frustration in Form eines ausgebrannten Zuges (Thomas, der andere deutsche hier, war übrigens live auf dem Bahnsteig dabei) den Menschen im Fernsehen natürlich genussvoll vorrechnete, dass ja jetzt nur alle Züge noch voller würden, und die 5mio € Reparaturkosten verständlicherweise auf die Ticketpreise auf dieser Strecke aufgeschlagen werden müssten. Machtlosigkeit.
Diese Stimmung konnte ich jetzt eine Woche am eigenen Leib erfahren, aber ich glaube die Menschen hier erleben sie nicht nur auf dem Weg zur Arbeit, sondern alltäglich und mannigfaltig: Müll, Abwasser, Korruption, Inflation und Wirtschaftskrisen – Ihr ganzes leben lang. Das schmachvolle Versagen eines Staates und einer ganzen Politikerkaste, die dafür gewählt wurden und die geschworen haben, das Beste für ihr Volk zu tun. So besagte auch einer der Hauptslogans bei den großen Demonstrationen gegen das Versagen des Staates in der Wirtschaftskrise 2001 sinngemäß: „Schert euch alle zum Teufel“.
Gut, das denken wir in Deutschland auch manchmal. Ich zumindest. Dass bei uns wenigstens die wichtigsten Sachen einigermaßen funktionieren, verdanken wir...... ja was eigentlich?
Was sind die Waffen einer Gesellschaft - die im großen und ganzen in Argentinien genauso funktioniert wie in Deutschland – gegen unfähige und/oder heuchlerische Politiker, rücksichtslose Interessendurchsetzer und abhängige Medien – kurz: Gegen die Macht und die Mechanismen des Geldes, um das es sich allermeistens ja dreht?
Was denkt ihr?
Montag, 8. September 2008
Buenos Aires en 15min
Freitag, 5. September 2008
aqui, estoy cabal
Der Himmel ist blau
und der Rest deines Lebens liegt vor dir
Vielleicht wäre es schlau dich ein letztes mal umzusehen
aber irgendwie packt dich die neugier
Der Himmel ist blau
Und der Rest deines Lebens wird schön
aber millionen Möglichkeiten
Ein gutes Gefühl und du weisst
es wird gut für dich ausgehen
Der Himmel ist blau
Was wirst du mit ihr machen
Verrate es mir
Spürst du wie die Zeit verrinnt
und du hörst nicht auf zu lachen
Die Welt gehört dir
und der Rest deines Lebens beginnt
Donnerstag, 4. September 2008
Tengo 22 anos y todavia tengo que ir a escuela....
Heute ist Mittwoch, der dritte Tag meines Spanischkurses beim "International Bureau of Language" in BA. Ich bin eigentlich recht zufrieden. Ich habe fuer die eine Woche jetzt 150US$ bzw 450$ bzw 100 Euro bezahlt, meiner Meinung nach fuer Unterricht in einer 6er-Gruppe durchaus ein annehmbarer Preis. Das Buch das wir bekommen haben ist auch sehr gut und mit den vielen Erklaerungen und Tabellen auch zur eigenen Vertiefung bzw Wiederholung auch sehr gut geeignet. Die Gruppe ist ausserdem sehr nett, ein hollaendischer Jung-Anwalt, der seinen Job geschmissen hat weil er ihm zu langweilig war, ein genauso junger Englaender, der in irgendeiner Behoerde gearbeitet hat und aus denselben Motiven hingeschmissen hat, eine Schwedin, ein US-Rentner der eigentlich in Mexiko seit 2 Jahren Motoraeder vermietet aber noch kein Wort Spanisch kann und das jetzt hier lernen moechte zwischen seinen ausgedehnten Motoradtouren, und eine andere Deutschen aus Heidelberg die ein Semester Praktikum in der Umwelt- und Stadtplanungsbehoerde von BA macht. Eine sehr bunte Gruppe, und wir verstehen uns sehr gut.
Heute waren wir dann auch nach dem Unterricht in einem "restaurante aleman" (mit dem phantasievozu Mittag essen, weil Doug (so heissen auch nur Amis..) gerne da hin wollte, und Astrid und ich konnten natuerlich als echte Experten die "Deutschigkeit" kritisieren. Da gabs allerdings auch viel zu kritisieren.. die miserable Uebersetzung der Speisekarte war ja noch unterhaltsam. Weniger lustig war, was sich Argentinier offenbar unter deutscher Kueche vorstellen: Simpel, Fett, Viel. Eigentlich sehr argentinisch. Vielleicht war das Lokal deshalb auch so voll. Hier kennt man naehmlich auch weder Salat noch Gemuese, und als ich erzaehlt habe dass wir in Deutschland auch Gemuese grillen und nicht nur halbe Schweine (siehe rechts), hat man mich angeguckt als kaeme ich vom Mond (oder aus Chile) - und dann versucht mir zu erklaeren was ein Grill ist weil man dachte ich haette das Wort vielleicht falsch verstanden.
Naja. Nach dem Essen bin ich mit Astrid noch ein bisschen durch BA gebummelt, und danach mit Thomas durch Merlo, dem naechstgroesseren Stadtteilzentrum hier im Barrio.
Dort bin ich auch auf folgendes Schaufenster gestossen, dass zu einem sehr sympathischen Lokal gehoert in das ich bei Zeiten auf jeden Fall einkehren muss:
(Damit nicht-Spanisch-Insider mitlachen koennen: BENJAMIN: Mittwochs fuer Frauen 20% Rabatt)
Ich wuerde mal sagen: Ohne Worte!
Als kleines Extra-Schmankerl gibt es auch noch die versprochenen Videos von der kleinen deutsch-spanischen Gesangssessio. Muss jetzt schluss machen, gibt Essen! Tschau!
Mittwoch, 3. September 2008
Pais y Gentes
Da aber sonst so viel ist, verschiebe ich das, OK?
Zuerst mal war ich mit Franco bei seiner Firmgruppe. Die wird von Marcello gemacht, einem 20-jaehrigen Jura-Student der hier unheimlich viel macht. Ein cooler Typ. Erinnert mich sehr an mich selber als ich selber meine Firmgruppe hatte. Und es ist wirklich erstaunlich, wie aehnlich sich Firmgruppen hier und in Deutschland sind. Bis auf die Sprache absolut austauschbar. Marcellos "Gennteeeeeee" ("Leutteeeeeee") ist sogar bis in den Tonfall identisch mit der deutschen Ermahnung, dem Thema der Stunde wieder mehr Beachtung zu schenken *gg* Trotzdem gibt es Unterschiede. z.B. organisieren sich die Jugendlichen hier selbststaendig (Hauptamtliche gibt es kaum) zu Missionen in ihrem Barrio. Was das genau ist, weiss ich noch nicht, aber sie gehen dabei auch wirklich durch die Manseras (Bloecke) von Haus zu Haus... beeindruckend. Mal sehen.
Schon gesehen habe ich den wichtigsten Marienwallfahrtsort in der Naehe, Lujan. Eine huebsche Neugotische Basilika (innen geschmueckt in den Landesfarben und mit interessanten Assecoires) beherbergt eine typisch geschmeuckte Statue die vor der Kirche in millionenfacher Miniatur verscherbelt wird. Allerdings beweisen die Argentinier dabei wenigstens etwas mehr Geschmack als die Italiener, das muss man ihnen lassen. Trotzdem ist diese Marienfroemmigkeit mir immer noch sehr fremd. Die ganze Spiritualitaet hier scheint mir sehr darauf ausgerichtet zu sein. Maria, Josef, Jesus, das goettliche Familienidyll. Naja. Voellig ausgeklinkt habe ich mich, als nach der Messe in Lujan die Gemeinde auf Aufforderung des Priesters der Jungfrau fuer die schoene Messe (oder so) applaudierte o_0
Naja.
Es hat sich so viel angehaueft weil seit dem letzten Eintrag ein paar Tage vergangen sind (Z.b. verschiebe ich den Bericht ueber meinen Sprachkurs der seit Montag laeuft mal auf morgen..), was wohl daran liegt dass ich mir noch etwas schwer tue damit, einfach zu Daniel rueberzumarschieren und mich im Wohnzimmer an ihren PC zu setzten und zu schreiben waehrend die Familie der Hoeflichkeit halber daneben sitzt und mir ab und zu einen Mate anreicht.
Das Zeug is uebrigens total geil, ich werde auf jeden Fall die Utensilien und ein Kilo "yerba" von hier mitbringen. Mate ist das Nationalgetraenk Argentiniens, eine Art Tee ("yerba"), der im Mate (das ist das Gefaess, traditionellerweise ein ausgehoelter Kuerbis) mit heissem Wasser ausgegossen wird - fuer die Softies mit ein bisschen Zucker. Mate wird immer in Gemeinschaft getrunken, d.h. der Gastgeber bereitet nacheinander jedem Gast einen Mate zu, es geht immer im Kreis. Wie Shisha. Nur gesuender (schaetze ich), und weniger Potential fuer haessliche Brandflecken. Auf jeden Fall macht Mate wach, stillt den Hunger, und wenn es im Sommer dann so heiss wird, ist es ja auch gut etwas heisses zu trinken. Und Mate gibts wirklich immer und ueberall wo man hinkommt.
So. Soweit zum Mate. Wenn ich ueber jedes interessante Detail des Lebens hier so viel schreibe, muss ich hier wahrscheinlich uebernachten. Deshalb habe ich mich entschieden, auch ohne aktuellen Anlass immer mal wieder Exkurse zu schreiben, z.B. ueber das Barrio, wie es aussieht, wer hier lebt usw, ueber das Essen, den Muell, ueber den Verkehr (v.A. die Autos) usw.
Wer irgendwelche Fragen hat kann sie gerne stellen, ich recherchiere dann ;)
Also, ich bin gespannt was euch interessiert! Bis dann!