Montag, 15. Dezember 2008

Als Partytourist in Buenos Aires

Mal ein völlig ungeistiges Wochenende - wenn auch mit sehr geisterfüllten Leuten. Am Freitag habe ich mich zuerst mit Gaby getroffen, der Jurastudentin die ich zufällig vor meinem Uruguay-Trip kennengelernt hatte. War echt interessant, mal eine differenzierte Innenperspektive über Argentinien zu hören, über Freiheit, Moral und Wahrheit zu diskutieren (und über das Diskutieren an sich) und dabei durch die halbe Stadt zu laufen, zum Beispiel zur berühmten künstlichen Blume. Danach habe ich dann mit Gaston, den ich bei den Franziskanern kennengelernt habe, Bustickets für das Camp der "Joventud Franziscano" Anfang Januar in Cordoba gekauft und danach waren wir mit zwei anderen "Franziskanerinnen" einen heben 8) Recht simples Programm also, aber piola!
Special Highlight war dann noch das Gebäude der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, das über uns über mit einer Mischung aus Eiern, Mehl und Dreck überzogen war, und vor der noch ein paar Studenten, die an diesem Tag ihr Diplom erhalten hatten, im selben Zustand herumlungerten. Andere Länder, andere Sitten.

Ich bin dann auch den Samstag noch in BA geblieben und wir waren in La Plata, der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires, wo eine große gotische Kathedrale steht, die wirklich jede Minute der langen Busfahrt wert war: Zwar erst 1884 erbaut, bleibt sie weitgehend dem hochgotischen Stil, den wir auch in Köln oder Altenberg finden können, treu, und die Restaurierung im letzten Jahr hebt die erhabene Schlichtheit der Architektur noch hervor: Stein und Licht, Raum und Medium die transzendente Gegenwart Gottes im himmlischen Jerusalem (sinnlich) erfassbar und spürbar zu machen. Dass diese Idee, diese Art der Spiritualität jedoch offenbar kulturell bedingt, also genuin europäisch ist, konnte man an den in dieser Kirche völlig unpassenden Marienaltärchen mit Glitzersternenmantel, Plastikblumen und Nationalflaggen sehen. Kulturtransfer fehlgeschlagen.

Eigentlich wollten wir dann abends in eine kubanische Salsa-Bar gehen, wo man für n'Appel un'n Ei auch Unterricht nehmen kann, sind dann aber doch auf ne Party in ner kolumbianischen Studenten-WG gegangen, bzw. dann die ganze Nacht dort geblieben und nicht mehr in die Salsa-Bar weitergezogen. Ich und Gaston haben uns dort hervorragend mit einem Psychologie-Studenten aus Ecuador, Matthias, unterhalten (ich weiß auch nicht, irgendwie habe ich da ne Affinität zu...), mit dem wir uns am Dienstag auch direkt wieder treffen wollen um weiter zu trinke..äähh diskutieren.
Nachdem wir dann auch am Sonntag ausgeschlafen hatten, sind wir dann noch den ganzen Nachmittag über den riesigen Antiquitäten/Handwerker/Nippesmarkt von San Telmo geschlendert, wo ich auch einige Weihnachtsgeschenke und ein stylisches Messer fürs LARPen kaufen konnte. Leider hatte ich nicht mehr genug Geld, um mir noch eine noch viel stylischere Lederumhängetasche, Gaucho-Sporen und noch mehr Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Ich wollte ja eigentlich nur den Freitag in BA sein, habe mich dann aber bequatschen lassen. Gott sei Dank. War mal wieder genau das richtige :)
PS: ja, ich war beim Friseur. War ganz lustig.

2 Kommentare:

Home-Rade hat gesagt…

Ich kann es mir nicht verkneifen
auf deinen erheblichen, wie mir scheint, Alkoholkonsum hinzuweisen und in Frage zu stellen.
Mum
Die Frisur sieht übrigens sehr gut aus!

vokipsi hat gesagt…

Schon erstaunlich was du alles erlebst und virtuos zu Papier bringst. Und da meckern welche nur über profane Dinge...
Wobei mir die Affinität zu manchen Dingen und wiederkehrende Korrelationen schon auffallen.