Samstag, 4. August 2012

San Juan de Lurigancho

Ich wurde zwar doch nicht vom Busterminal abgeholt (es gibt naehmlich in Lima gar kein zentrales Terminal..) aber auf dem Weg zur mir angegebenen Adresse erfuhr ich vom freundlichen Chauffeur der Busgesellschaft schonmal einiges ueber den Ort, zu dem er mich bringen wuerde.
San Juan de Lurigancho, so der Stadtteilname, ist eins der juengsten, aber auch der aermsten Viertel von Lima. Mehr als eine Millionen Menschen leben hier, womit SJL der groesste Bezirk Suedamerikas ist (oder so). Hier gibt es alleine zwei Dioezesen. In "unserer" ist zur Zeit sogar ein deutscher Bischof an der Spitze.

Der Teil von SJL, in dem wir hier untergebracht sind, gehoert zu den besseren, schon deutlich aufgewerteten Stadtteil..aeh..teilen.
Trotzdem ist es nicht weit bis zu den echten Armenvierteln, in denen sich viele Menschen ansiedelten, die in den 80er Jahren vor den Unruhen und der buergerkriegsaehnlichen Gewalt zwischen Militaer und maoistischen Rebellen vom "Leuchtenden Pfad" geflohen sind.
Unser "Centro de Pastoral San Jose" ist eine Oase der Ruhe in der ungeheuer lauten Stadt. Wir werden liebevoll umsorgt von den Gemeindemitgliedern, die fuer uns kochen und uns auch sonst jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Voll toll :)

Wochentags fahren wir auf die Baustelle, die am Rand von SJL liegt (sozusagen im Neubaugebiet), ein enorm großes Hanggrundstueck, auf dem einmal ein "Centro Espiritual" entstehen soll. Noch ist ausser den groben Erdarbeiten nicht viel zu sehen.

Bisher steht nur eine Kappelle, ein "Hausmeisterhaeuschen" und eine kleine Kueche)
Unser Job besteht darin, eine Wasserleitung vom großen Tank oben am Grundstueck den Hang herunter zu legen. In dem felsigen Untergrund eine nicht immer einfache Aufgabe, um nicht zu sagen: Knochenarbeit. Die andern haben in der letzten Woche, bevor ich zu ihnen stiess, schon enorm viel geleistet und alle sind top motiviert (wenn auch einige durch Magendarmschwierigkeiten niedergestreckt sind).
Das Projekt ist ehrgeizig und wird wohl nur in kleinen Schritten und in viel Eigenarbeit realisiert werden koennen. Infos und eine Animation des fertigen Gelaendes gibt es hier: http://www.santuariosanmartindeporres.org/main.php?K=4031
Da Projekt ist aber hoechst sinnvoll. Es ist unheimlich wichtig, dass vor allem die Jugendlichen hier ab und zu aus ihren aeusserst beengten Wohnverhaeltnissen raus koennen, und das Centro bietet dazu die Moeglichkeit, ohne allzu weit fahren zu muessen. Es lohnt sich wirklich, dass wir hier arbeiten - und unser Beispiel macht einen grossen Eindruck auf die Gemeinden hier.

Ihr seht uebrigens auf den Fotos: Das erste Mal seit Beginn meiner Reise ist der Himmel nicht blau, sondern wir sind in einen konstanten, teilweise beeindrucken undurchsichtigen Dauernebel gehuellt. Da kommen fast Heimatgefuehle auf :)

Auch viele Peruaner helfen mit!
Das Interesse und die Freundlichkeit, mit der man uns begegnet, ist groß. Heute waren wir z.B. zum Essen eingeladen in einer recht gut situierten Familie (die anderen schaemen sich meist ihrer einfachen Verhaeltnisse), was eine schoene Abwechslung zur harten Arbeit auf der Baustelle war. Wir haben insgesamt sechs Stunden in dem Wohnzimmer der Familie verbracht, gesungen, gespielt, pflichtbewusst das uns aufgedraengte Bier getrunken, und Marco (11J) hat uns seinen Lieblingsfilm gezeigt: Resident Evil.
Zwischendurch waren wir noch auf dem Markt, ein paar Zutaten kaufen, bevor endlich das Essen fertig war: Huehnerfusssuppe als Vorspeise, und danach ein unaussprechliches Gericht (ich glaube es war: Pacchamanca), das aus damfgegarten Huehnchen und vielen Gemuesearten bestand und mit den Fingern gegessen wird. Leckerrr!

Am Wochenende werden wir in ein anderes Exerzitienhaus fahren, wo wir auch den Bischof treffen. Naechste Woche gehts dann weiter, dann gehts schon mit den Abwasserleitungen los!


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